Trans-Diagnose: Alarmierender Anstieg bei Mädchen
Verunsicherte Frau

Die ideologisch motivierte Leitlinie für die medizinische Transgender-Behandlung von Minderjährigen gerät immer mehr in die Kritik. Nun hat auch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) die Behandlungsleitlinie für sogenannte Transkinder- und Jugendliche abgelehnt.

Die Fachgesellschaft, die selbst einen Vertreter in die Leitlinienkommission entsandt hatte, kritisiert die zunehmende „trans-affirmative“ Behandlung von Minderjährigen. Ihr Brief, der Welt vorliegt, richtet sich an den Vorsitzenden der Leitlinienkommission, Georg Romer. Die Autoren fordern, dass „hormonelle und chirurgische Interventionen nach obligatorischer multiprofessioneller kinder- und jugendpsychiatrischer und somatischer Diagnostik wenigen Fällen vorbehalten sein“ sollten. Der trans-affirmative Ansatz, wie ihn hingegen die Leitlinie vorschlägt, hält Ärzte dazu an, der Selbsteinschätzung der Kinder zu folgen, entsprechende medizinische Diagnosen zu stellen und die gewünschte Trans-Behandlung zu starten.

Auf diese ideologische Befeuerung des Trans-Kults zielt die Kritik der DGPPN ab. Jugendliche, die sich während der Pubertät unvermittelt als „trans identifizieren“ und zudem oft mit psychiatrischen Diagnosen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen bereits auffällig waren, sollten mit ihrem Begehr nach Pubertätsblockern, gegengeschlechtlichen Hormonen und Trans-OPs in den Gender-Kliniken nicht weiterhin vorbehaltlos offene Türen einrennen. Die Abklärung der empfundenen Geschlechtsinkongruenz bei Jugendlichen müsse künftig ausführlicher und sorgsamer durchgeführt werden. Zudem wird ein „Ethikvotum“ gefordert und die Einbindung in klinische Studien. Die angemahnte Überarbeitung der Leitlinie soll auch die neuesten Studien wie zum Beispiel den Cass-Review berücksichtigen.

Mit ihren Forderungen befindet sich die DGPPN in guter Gesellschaft. Für einen Paukenschlag hatte zuletzt der Deutsche Ärztetag gesorgt, indem er die Bundesregierung aufgefordert hat, die trans-affirmative Behandlung von Minderjährigen zu stoppen. Neben zahlreichen Ärzten und weiteren Fachverbänden hatten auch Elterninitiativen die neuen Leitlinien scharf kritisiert und die Verstrickungen der Leitlinienautoren mit der Trans-Lobby angeprangert.

Erstmals Daten zu Transgender-Diagnosen bei jungen Menschen in Deutschland

Die Kritik an der schnellen und unkritischen Behandlung von vermeintlichen Trans-Kindern erfährt unterdessen Unterstützung von einer Studie, die erstmals Daten zur Häufigkeit diagnostizierter Geschlechtsidentitätsstörungen erhoben hat. Sie ist veröffentlicht im Ärzteblatt unter dem Titel „Störungen der Geschlechtsidentität bei jungen Menschen in Deutschland: Häufigkeit und Trends 2013–2022. Eine Analyse bundesweiter Routinedaten“. Die Autoren werteten “bundesweite Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland“ aus.

Das Ergebnis: Ein exponentieller Anstieg an jungen Patienten im Alter von fünf bis 24 Jahren, die wegen einer „Geschlechtsdysphorie“ (Diagnoseschlüssel F64) behandelt wurden. Für den zehnjährigen Beobachtungszeitraum liegen keine absoluten Zahlen sondern Prävalenzen vor. Das heißt, die Forscher ermittelten den Anstieg der Geschlechtsdysphorie-Diagnosen in Bezug auf eine Population von 100.000 gesetzlich Versicherten. Zu Beginn des Beobachtungszeitraum entfiel auf 100.000 Kassenpatienten 22,5 Mal die Diagnose Geschlechtsdysphorie. Zehn Jahre später war dieser Wert auf 175,7 gestiegen. Das ist ein Anstieg von mehr als 680%!

Vom Trans-Kult betroffen: Vor allem Mädchen mit psychiatrischen Vorerkrankungen

Deutlich wird zudem, wer am meisten vom Trans-Kult betroffen ist: Junge Mädchen in der Pubertät. „In nahezu allen Jahren wurde die höchste Prävalenz von F64-Diagnosen in der Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen weiblichen Jugendlichen festgestellt“, schreiben die Autoren.

Darüber hinaus bestätigen die Daten eine Beobachtung, vor der Jugendpsychiater schon länger warnen: 67 Prozent der männlichen und 75 Prozent der weiblichen Jugendlichen, die mit „Geschlechtsdysphorie“ beziehungsweise mit der Selbstdiagnose „ich bin trans“ bei einem Arzt vorstellig wurden, waren bereits wegen einer anderen psychiatrischen Erkrankung im Abrechnungssystem der Kassenärzte vermerkt. Depressionen, Angststörungen und emotional instabile Persönlichkeitsstörungen vom Borderline-Typ sind darunter die häufigsten.

Es handelt sich also um jene psychiatrischen Grunderkrankungen, die oft jugendkulturell überformt werden und eine entsprechende Symptomatik ausprägen, die dann unter Jugendlichen gehäuft auftritt: Magersuchtswellen, das für „Borderliner“ typische „Ritzen“ oder seit einigen Jahren eben die Muster des Trans-Kults. Zwar merkt das Autorenteam an, dass „über mögliche Ursachen für die Zunahme der Häufigkeit von F64-Diagnosen“ auf der vorliegenden Datenbasis keine Aussagen getroffen werden könnten. Doch dass sozio-kulturelle Faktoren eine wesentliche Rolle spielen, dürfte klar sein, denn indirekt bestätigen die Daten genau das: Die Diagnose „Geschlechtsdysphorie“ ist selten von Dauer. Für sämtliche Vergleichsgruppen lag die Diagnosepersistenz, also das Fortbestehen der Symptomatik, bei unter 50 Prozent. Vermutlich spiegele dies die Fluidität des Konzepts „Geschlechtsidentität“ im Kindes- und Jugendalter wider, schreiben die Autoren.

Im Kindes- und Jugendalter gestellte Transgender-Diagnosen sind selten dauerhaft

Etwas verklausuliert ziehen sie damit eine Trennlinie zwischen der Medizin und dem Trans-Kult. Denn die sogenannte „Geschlechtsidentität“ ist kein wissenschaftlich medizinischer Begriff sondern eine Erfindung aus dem Bereich der Gender-Ideologie. Ein Mädchen kann nicht wissen, wie sich ein Junge fühlt und somit auch keine entsprechende Geschlechtsidentität ausprägen. Vielmehr geht es um soziale Konzepte von Geschlecht und Identität, um Rollenvorstellungen und die individuelle Passung in Gesellschaft und Kultur – allesamt moderne Projektionsflächen um ursächliche Identitätskrisen und Persönlichkeitsstörungen in Bezug auf das soziale Umfeld auszuhandeln.

Was nun charakteristisch für die Pubertät ist, schwächt sich gegen Ende der Adoleszenz wieder ab. Daher sind die Transgender-Diagnosen im Kindes- und Jugendalter naturgemäß „fluide“, sofern die unreifen Patienten nicht in ihrer selbst gewählten Trans-Identität bestätigt und affirmativ behandelt werden. So ganz wollen die Wissenschaftler die Gefahren der voreiligen Trans-Behandlung nicht unkommentiert lassen. In ihrem abschließenden Absatz geben sie einen zaghaften Konter gegen die geplante trans-affirmative Leitlinie:

Weitere Forschung zu den Ursachen der geringen Diagnosepersistenz und der beobachteten Zunahme der Prävalenz ist erforderlich. Inzwischen sollten die Diagnosestabilität und die hohe Prävalenz begleitender psychischer Störungen bei den Empfehlungen zum Beginn einer geschlechtsangleichenden Therapie im Jugendalter berücksichtigt werden.

US-Kinderärzte fordern Verbot der trans-affirmativen Behandlung

Die Leitlinienkommission hält sich indes bedeckt, was die Berücksichtigung der vielseitigen Kritik betrifft. Noch im Juni soll die finale Version der Leitlinie veröffentlicht werden, die Ärzten im gesamten deutschen Sprachraum fortan Orientierung bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die sich als „trans identifizieren“, bieten soll.

Jegliches Festhalten am trans-affirmativen Kurs würde Deutschland international isolieren. Im Wochentakt verliert die Trans-Lobby an Boden und das besonders deutlich in den ehemaligen Vorreiterländern des Trans-Kults. Wie eine finale Abrechnung der US-amerikanischen Kinderärzte mit der Trans-Lobby-Organisation WPATH wirkt deren jüngst veröffentlichte „Doctors Protecting Children Declaration“ (Ärzte-Schützen-Kinder-Erklärung). Die „Pediatricians of the American College of Pediatricians (ACPeds)“ fordern darin eine Abkehr von der WPATH und den sofortigen Stopp der sozialen Bestätigung von jungen Menschen, die sich für „trans“ halten. Pubertätsblockierende Medikamente, gegengeschlechtliche Hormone und Trans-OPs sollen für minderjährige Patienten ebenfalls keine Option mehr sein. Stattdessen sollten deren psychiatrische Vorerkrankungen genauer in den Blick genommen werden.