Was ist los mit mir?
Kein Mädchen
Ist eine Geschlechtsumwandlung für mich der richtige Weg?
Das ist eine der häufigsten Fragen, die uns gestellt wird. Aller Erfahrung nach kommen drei Dinge zusammen, dass diese Frage entsteht.
Erstens: Die Erwartungen, die an Dich gestellt werden, passen überhaupt nicht zu Deiner Selbstwahrnehmung. Je mehr Du in eine bestimmte Rolle gedrängt wirst, umso heftiger sträubt sich Deine wahre Identität gegen diese Schablonen und lächerlichen Klischees. Die Kluft zwischen der äußeren Welt und deinem inneren Empfinden wird immer größer. Du fühlst Dich sonderbar und isoliert, unverstanden und oft auch ausgegrenzt. Zugleich treibt Dich aber die Ungewissheit um, wer Du überhaupt bist? Gibt es eine Wahrheit über Deine Identität, was ist Dein wahres Wesen? Gibt es einen Ort, wo Dich jeder versteht, wo Du ganz unkompliziert und ohne viel zu erklären dazugehörst? Wo ist Dein verlorenes Zuhause?
Zweitens: Irgendwann bist Du über eine Freundin oder im Internet auf das Thema Transgender gestoßen. Viele Mädchen beschreiben die Phase des ersten Kontakts zu den blogs der trans-Szene ungefähr so: „Diese Erfahrungsberichte hätten von mir stammen können. Ich war hellwach und aufgeregt, aber endlich schien ich etwas Kontrolle über meine ständig aufgewühlten Gefühle zu gewinnen. Ich habe tage- und nächtelang so viel gelesen, wie ich konnte und immer mehr habe ich verstanden, was mit mir los ist, warum ich so anders bin als alle anderen.“ Vielleicht hattest auch Du dieses Aha-Erlebnis, dass so viele Probleme in Deinem Leben anscheinend mit Deiner Mädchen-Identität zusammenhängen? Und sicher war es ein super Gefühl, von so vielen Leuten zu lesen, denen es ganz ähnlich geht wie Dir. „Am liebsten hätte ich sofort alle angeschrieben“, hat es ein Mädchen auf den Punkt gebracht.
Drittens: In jeder Frage steckt ein Zweifel und in dieser hier ein besonders großer: Ist eine Geschlechtsumwandlung für mich der richtige Weg? Wenn Du alle äußeren Botschaften einmal ausblendest – auch die von den trans-Seiten – und ganz im Stillen in Dich hineinhorchst, sagt Dir Dein Gefühl: Ich will kein Mädchen mehr sein. Jedenfalls kein solches, wie es jeder von Dir erwartet. Wenn Du ganz ehrlich zu Dir bist, hat Dir Dein Gefühl nie gesagt: Ich bin ein Junge, ich bin schon immer ein Junge gewesen. Natürlich imponiert es Dir, wie scheinbar lässig Jungen durchs Leben gehen ohne die ganzen Probleme und Klischeevorstellungen, die auf Mädchen so lasten. Aber eigentlich willst Du die ganzen äußeren und inneren Probleme loswerden, die mit dem Mädchen-Sein zusammenhängen, und nicht um jeden Preis ein Junge werden. Doch da der konsequente Weg, kein Mädchen mehr zu sein, scheinbar der ist, ein Junge zu werden, willst Du nun diesen Weg gehen – oder fühlst Du Dich doch wieder irgendwie gedrängt? Entweder – oder? Muss man immer gleich die Seiten wechseln? Gibt es keine anderen Möglichkeiten, mit dem Klischee-Mädchen abzuschließen? Du fragst Dich, warum Du Deinen gesunden Körper in die Sache mit hineinziehen musst, obwohl die Konflikte doch deutlich im Bereich der Gefühle und der sozialen Identität liegen. Warum solltest Du Hormone nehmen und Dich operieren lassen, nur um die eine Schablone durch eine andere zu ersetzen?
Wir können Dir hier nicht pauschal sagen, tu dies oder tu das, doch dank unserer geballten Lebenserfahrung können wir Dir eines ganz klar sagen: Stelle Dein inneres Gefühl auch einmal auf laut und die Stimmen, die auf Dich einprasseln, mal für ein paar Augenblicke auf leise. Und höre Deinen Zweifeln ganz aufmerksam zu. Denn in der Stille mit Dir selbst weißt Du nämlich ganz genau, was gut für Dich ist. Lass Dich nicht in Schablonen pressen, weder in eine weibliche noch in eine männliche!
Woran erkenne ich, dass ich im falschen Geschlecht lebe?
Geht es mir nach einer Geschlechtsumwandlung besser?
Je schlechter es einem geht, umso verzweifelter sucht man nach Möglichkeiten der Linderung. Man greift nach jedem Strohhalm. Man glaubt, mal in einer bestimmten Therapie und ein anderes mal in einer neuen Lebenseinstellung den Weg hinaus aus all dem Leid zu finden – neue Freunde, ein neuer Style, ein neuer Körper? Die Frage, „wer bin ich?“ ist wie ein Fass ohne Boden. Je mehr man sich in die Suche nach sich selbst vergräbt, umso mehr scheint man sich selbst zu verlieren. Und das birgt die Gefahr, immer gewagtere Dinge auszuprobieren, um sich selbst wieder neu zu entdecken, und um sich selbst wieder zu spüren. Doch das Gefühl der inneren Leere oder das Gefühl, ein Niemand zu sein und nirgendwo richtig dazuzugehören, lässt sich nicht so richtig auflösen, egal, welche „Mittelchen“ und Veränderungen man ausprobiert? Dann ist es an der Zeit, einen Schritt zurückzutreten, und einmal ganz gelassen durchzuatmen, anstatt immer weiter nach noch radikaleren Lösungen zu suchen. Stell Dir vor, jemand nimmt immer stärkere Medikamente gegen Magenschmerzen, obwohl in Wahrheit eine unerkannte Nahrungsmittelunverträglichkeit seine Beschwerden verursacht. Deine Seele und Dein Unterbewusstsein sind viel komplexer und viel tiefer als die Gefühle und die Stimmungen, die es an die Oberfläche Deines Bewusstseins spült. Was steht wirklich hinter Deinem Gefühl innerlich leer und „falsch“ zu sein? Was ist die Botschaft Deiner Seele, die sich ausdrückt in dem Gefühl „im falschen Körper“ bzw. „im falschen Geschlecht“ zu leben?
Vielleicht sind das mit die schwierigsten Fragen des Lebens. Doch wenn Du Dir diese Fragen stellst, hast Du den wichtigsten Schritt bereits hinter Dir. Wenn Du nämlich soweit bist, nicht alles wörtlich zu nehmen, was Deine Stimmungen Dir vorgaukeln, blickst Du bereits viel selbstbewusster auf Dein Leben, und hast viel mehr Kontrolle über Dich selbst gewonnen. An diesem Punkt lohnt es sich, auch einmal professionelle Hilfe zu holen und gemeinsam mit einem Therapeuten die nächsten Schritte zu gehen. Einen guten Therapeuten erkennst Du daran, dass er das verzweifelte und wütende Schreien Deines Unterbewusstseins vom „falsch“-Sein genauso kritisch hinterfragt wie Du.
Um auf die Frage, ob es Dir nach einer Geschlechtsumwandlung besser geht, zurückzukommen: Vermutlich nicht! Glaubst Du selbst denn wirklich daran, dass die tieferen Ursachen für Dein schmerzhaftes Empfinden sich einfach wegoperieren lassen?
Viele Transitioner sind durch die heftigen Maßnahmen total euphorisiert, und alles scheint super und neu, zumindest erzählen sie das in den sozialen Medien. Scheinbar geht es aufwärts, jeder ist interessiert an ihrer Geschichte und ganz neue Freunde kreuzen auf einmal ihre Wege. Aber dringt die äußerliche Veränderung wirklich in die tiefe der Seele und sorgt dort dauerhaft für Ruhe und Zufriedenheit, wenn das erste Hochgefühl verflogen ist? Vermutlich nicht!
Warum hasse ich meinen Körper so sehr?
Wir könnten es uns jetzt einfach machen und folgende gut bekannte Punkte als Ursache auflisten: Du bist in der Pubertät. Dein Körper verändert sich. Deine Hüften bauen Fettpolster auf. Deine Brüste wachsen, vielleicht zu viel oder zu wenig, aber vermutlich nicht so, wie Du es gerne hättest. Deine Regelblutung ist unangenehm oder sogar mit heftigen Schmerzen verbunden. Das Hormonchaos bringt Deine Gefühle permanent durcheinander. Besonders beim Blick in den Spiegel herrscht Weltuntergangsstimmung. Du fragst Dich, warum Du ausgerechnet sooo aussiehst, während TikTok randvoll mit superhübschen Mädchen ist. Du findest, der Beautyfilter mache es nur noch schlimmer, und in Deiner Jahrgangsstufe scheinst Du die unteren Ränge der Attraktivitätsskala für Dich allein gepachtet zu haben. Die Jungs behandeln Dich wie Luft oder geben dumme Kommentare ab, aber noch schlimmer findest Du das Lästern der Mädchen.
So oder so ähnlich könnte man gute Gründe auflisten, warum Du mit Deinem Körper nicht glücklich bist. Manches mag zutreffen, anderes eher nicht, oder es ist ganz anders und Du zählst womöglich zu den Mädchen, die ins Beuteschema der Männer passen, und die Blicke und Kommentare, die Du abbekommst, widern Dich jeden Tag mehr an. Du „scheiterst“ an den „Rollenerwartungen“, die die Gesellschaft an Dich als Frau richtet, heißt es häufig, um zu erklären, warum so viele Mädchen mit ihrem weiblichen Körper unzufrieden sind.
Komme ich in der Schule und im Leben besser klar, wenn ich ein Junge werde?
Wir haben da ein paar Vermutungen: Zickenkrieg und intrigante Mädchencliquen sind Dir ein Gräuel. Barbies hast Du schon als Kind peinlich gefunden und auch heute willst Du auf keinen Fall so aussehen. Schminken, Kulleraugen und Duckface sind absolut nicht Deine Welt und Du brauchst nicht ständig irgendeine abf an Deiner Seite, um zu lästern, zu kreischen oder auf Toilette zu rennen.
Sehnsüchtig blickst Du auf die coolen Jungs, wie sie sich lässig immerzu begrüßen. Jedes zweite Wort ist „digga“ und die andere Hälfte des Wortschatzes besteht aus „alta“: „Jo digga, was geht digga, alta ey!“ Statt mies abzulästern, heißt es „bros before hoes“, und statt sich permanent Gedanken über ihr Aussehen zu machen, sehen sie halt einfach gut aus, und jetzt kommt’s: Sie können im Stehen pinkeln.
Aber mal Spaß beiseite: Natürlich hat es Vorteile, ein Junge zu sein. Genauso, wie es Vorteile hat, ein Mädchen zu sein. Woanders sind die Wiesen immer grüner. Wir neigen dazu, das zu idealisieren, was wir nicht sein oder haben können. Und da ist es auch absolut nachvollziehbar, dass sich der Gedanke festsetzt, als Junge ließe es sich viel unbeschwerter durchs Leben gehen. Es steht auch außer Frage, dass auf Jungen nicht so ein großer Druck lastet, um jeden Preis hübsch und beliebt zu sein. Ja, wenn man als Mädchen in der Schule nicht anecken und nicht negativ auffallen will, sollte man schon einigermaßen ins Klischee passen und in irgendeiner Mädchengruppe Anschluss finden. Jungs können es ein bisschen besser wegstecken und in ihre Rolle integrieren, wenn sie außen vor sind und nirgendwo so richtig dazugehören. Aber als Mädchen die Rolle einer Außenseiterin durchzustehen von früh bis spät, den ganzen Tag und das ganze Jahr in dieser Schlangengrube aka Schule, das ist kein leichtes Los. Wie logisch erscheint es da, die Flucht nach vorn anzutreten und zu sagen: „Hey, hört mal alle her, ich bin trans!“ Und auf einmal, als hättest Du einen Zauberspruch aufgesagt, sind gerade diejenigen Mädels, die hinter vorgehaltener Hand oder ganz offen über Dich abgelästert haben, ganz wild darauf, mit Dir befreundet zu sein. Zumindest hören sie auf, Dich zu dissen, denn das Mobbing von trans Personen ist ja bekanntlich Diskriminierung.
Aber ist es das alles Wert? Willst Du wirklich ein Junge werden, oder ist es nicht eher so, dass Du keine Lust mehr hast, ein Mädchen zu sein? Hast Du wirklich Probleme mit Dir selbst, oder haben eher die anderen Probleme mit Dir, mit Deiner Art, wie Du bist und wie Du Dich gibst? Vielleicht vergleichst Du Dich unbewusst auch viel zu sehr mit irgendwelchen Idealvorstellungen und Klischees und denkst deshalb, dass jeder Dich total merkwürdig findet?
Kurz gesagt: Man kommt im Leben und mit sich selbst am besten klar, wenn man sich selbst nicht all zu sehr in Frage stellt, egal was andere sagen. Es ist gut, wenn Du in den Spiegel gucken und sagen kannst, ja das bin ich. Ja, wer kann das schon? Also anders formuliert: Es ist ein riesen Schritt in die richtige Richtung, wenn Du es einfach nicht mehr nötig hast, Dich beliebt zu machen, egal ob als Barbie-Verschnitt mit allerbester Freundin an jedem Finger oder als Trans-Person mit neuem Vornamen. Die beste Schule fürs Leben ist es, nicht allen anderen gefallen zu wollen, sondern selbstbewusst zu sich selbst zu stehen. Stolz und selbstbewusst bleiben, sich selbst treu bleiben, kann emotional schwieriger sein, als die Prozedur einer Transition über sich ergehen zu lassen – Doch keiner hat gesagt, dass es leicht wird! 😉
Kann es sein, dass ich meine Geschlechtsumwandlung bereuen werde?
Du rennst nicht leichtfertig jeder Idee hinterher. Genau das zeigt Deine Frage. Deshalb solltest Du Dich bei der Beantwortung auch von niemandem drängen lassen, sondern Dir all die Zeit nehmen, die Du brauchst, um Deine widersprüchlichen Gefühle zu ordnen. Das ist nicht einfach, und da es Dein ganzes weiteres Leben betrifft, geht das auch nicht innerhalb weniger Wochen.
Du fragst Dich, welche Entscheidung, die Du jetzt triffst, sich für Dich auch noch in zehn oder fünfzig Jahren richtig anfühlt. Welche Weggabelung ist die richtige? Welche Identität ist über lange Sicht tragfähig? Du empfindest, dass Deine Identität nicht festgeschrieben ist und sich immer wieder ändern und anpassen kann. Aber wenn Deine Identität und Dein soziales Geschlecht veränderbar oder fluide sind, warum solltest Du dann Dein körperliches Erscheinungsbild durch medizinische Eingriffe für immer in eine Richtung festlegen? Vielleicht sind das schon einige der Fragen, die Dir durch den Kopf gehen? Und ganz sicher hast Du noch viele weitere Fragen.
Vielleicht kann Dir ein Therapeut weiterhelfen, der schon viele Menschen wie Dich auf ihrem Weg ein Stück weit begleitet hat. Jemand, der mit viel Zeit und Ruhe alle Fragen mit Dir durchgeht, die Dich beschäftigen, damit Du auch in vielen Jahren noch zu Dir und Deinen Entscheidungen stehen kannst.
Soll ich mich mit meinem Vorhaben zu transitionieren jemandem anvertrauen?
Dir fällt es nicht leicht, Dich mit diesem intimen und schwierigen Thema an jemanden zu wenden? Weil Du Angst hast, wie jemand, der Dir nahe steht, reagieren könnte? Kommt da vielleicht nur Entsetzen und Ablehnung, obwohl Du eigentlich dringend jemanden bräuchtest, der Dir einfach mal in Ruhe zuhört, der Dich versteht, und Dich erst einmal in den Arm nimmt, ohne Dich zu verurteilen? – Unterschätze nicht die Menschen, die Dich lieben!
Wer Dich schon lange kennt und wirklich gern hat, der wird Dich nicht entsetzt ablehnen, auch wenn Du kein Junge oder Mädchen mehr sein möchtest. Deine Vertrauensperson wird Dich und alles, was Dich bewegt, aber ganz genau verstehen wollen. Gib ihr genug Zeit, die Neuigkeit zu verdauen! Eben weil Du ihr so wichtig bist, wird sie es sich mit ihrer Meinung nicht leicht machen. Das ist sehr wertvoll! Denn jemand, der Dir einfach nur oberflächlich gefallen möchte, und schnell alles bestätigt, was Du selbst schon denkst, wird Dir nicht wirklich weiterhelfen können. Es wäre schade, wenn Du die Angst, die derjenige um Dich hat, und die bestimmt auch kritischen Fragen, die er dann an Dich richtet, mit Ablehnung Deiner Person oder Deiner neuen Identität verwechseln würdest.
Es ist ein großes Glück, jemanden zu haben, der nicht sofort zu allem Ja sagt. Die Entscheidung, eine Transition durchführen zu lassen, gehört wohl zu den schwierigsten, die es überhaupt gibt. Viele, die diesen Weg gegangen sind, berichten, dass sie in einer Spirale aus Gedanken versunken sind, und sich immer mehr darin verstrickt haben. Wie gut, dass Du jemanden hast, der Deine Situation einmal von außen betrachten kann.
Kann ich mein Geschlecht ändern?
Kein Mädchen
Was sind Pubertätsblocker?
,Pubertätsblocker sind ein künstlich hergestelltes Medikament. Es verhindert, dass das Gehirn Botenstoffe ausschüttet. Mit Beginn der Pubertät schickt die Hirnanhangsdrüse normalerweise Botenstoffe zu den primären Geschlechtsorganen. Im Uterus (Gebärmutter), genauer in den Eierstöcken werden dann die Östrogene, also die weiblichen Geschlechtshormone produziert. Diese Geschlechts- oder Sexualhormone bewirken die Entwicklung vom Mädchen zur Frau. Es wachsen die Brüste und die Schambehaarung.
Erst wenn die Pubertät bereits begonnen hat, können Pubertätsblocker eingesetzt werden. Sie bestehen aus dem synthetisch hergestellten Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH). Man spricht daher von GnRH-Analoga, wie zum Beispiel Leuprorelin oder Triptorelin. Eine Wirkung dieser Medikamente ist, dass sie die Botenstoffe aus der Hirnanhangsdrüse blockieren, so dass die primären Geschlechtsorgane keine Botenstoffe mehr empfangen und wieder aufhören, Sexualhormone herzustellen.
GnRH-Analoga werden vor allem in der Krebstherapie eingesetzt, etwa bei Tumorbehandlungen an der Prostata oder bei Brustkrebs (Mammakarzinom). Auch bei der chemischen Kastration von Sexualstraftätern kommen GnRH-Analoga zur Anwendung.
Der Einsatz von GnRH-Analoga als sogenannte Pubertätsblocker ist wenig erforscht und mit Risiken verbunden. In der Schweiz etwa ist diese Medikamentengruppe nicht für die Anwendung bei Kindern zugelassen. Auch in Großbritannien sind sie für Kinder inzwischen verboten. Außerdem muss die größte britische Genderklinik schließen. In der Tavistock-Kilinik wurden Pubertätsblocker viel zu schnell und ohne kritische Beratung an Kinder ab zehn Jahren verabreicht, obwohl unklar ist, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind.
Bekannt ist bisher, dass Pubertätsblocker das Knochenwachstum beeinträchtigen, zu Unfruchtbarkeit führen und das Gehirn schädigen können. Werden im Anschluss an Pubertätsblocker künstliche, gegengeschlechtliche Sexualhormone verabreicht, wird der Patient sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit unfruchtbar.
Pubertätsblocker werden bei Transgender-Kindern vor allem deshalb immer noch eingesetzt, da sich folgender Irrglaube verbreitet hat: Manche Ärzte behaupten, die jungen Patienten würden noch einmal Zeit gewinnen, sich über ihre Geschlechtsidentität klar zu werden, bevor sich der Körper in seine natürliche Richtung weiterentwickelt.
Der zahlreiche Einsatz der GnRH-Analoga in vielen Ländern zeigt jedoch, dass sich fast alle so behandelten Kinder für die Transition mit gegengeschlechtlichen Hormonen und Geschlechtsoperationen entscheiden. Umgekehrt können die Kinder, die nicht mit Pubertätsblockern behandelt wurden, sich während ihrer Pubertät mehrheitlich mit ihrem natürlichen Geschlecht aussöhnen. Pubertätsblocker bedeuten also kein Zeitgewinn zum Nachdenken, sondern sie sind eine frühe Festlegung in Richtung Geschlechtsumwandlung.
Die Behandlung von Kindern mit Pubertätsblockern ist ein Eingriff mit schwerwiegenden Folgen. Die langfristigen Nebenwirkungen und der Einfluss auf das Gehirn, die Organe und die Psyche sind nicht erforscht. Daher ist es verantwortungslos, Pubertätsblocker als „Stoppknopf“ zu bezeichnen, den man beliebig wieder auf „an“ stellen kann.
Sind Pubertätsblocker ungefährlich und geht die Pubertät nach dem Absetzen der Blocker normal weiter?
Nein! Pubertätsblocker sind kein unbedenklicher Ausschalter, mit dem man die Pubertät stoppen und später einfach wieder normal weiterlaufen lassen kann. Das menschliche Hormonsystem ist sehr komplex und sensibel. Um zu verstehen, wie schwerwiegend der Eingriff mit Hormonblockern ist, helfen Dir vielleicht folgende Überlegungen zur Einordnung:
Kleinste äußere Einwirkungen können den Hormonhaushalt durcheinander bringen. Bereits ein Nährstoffmangel kann Hormonstörungen verursachen. Auch geringe Rückstände synthetischer Hormone aus Verhütungsmitteln in Seen, Flüssen und im Trinkwasser beeinflussen den Hormonhaushalt von Tieren und Menschen.
Nicht nur deshalb ist die Pille in den vergangenen Jahren in Verruf geraten. Immer mehr Frauen wollen ihren Hormonhaushalt nicht mit synthetischen Hormonen belasten, ohne die langfristigen Risiken abschätzen zu können. Doch im Vergleich zu künstlichen Verhütungshormonen sind Pubertätsblocker ein viel gravierenderer Eingriff, der die Produktion der Geschlechtshormone komplett ausschaltet.
Es ist also wichtig, dass du dir Folgendes vor Augen führst: Während sich Forscher Gedanken über Hormonrückstände im Wasser machen, behaupten manche Ärzte und Online-Ratgeber Pubertätsblocker seien harmlos. Das kann nicht stimmen.
Der falsche Eindruck entsteht schon durch ungenaue Formulierungen. Wenn man die Blocker absetzt, weil man später vielleicht doch in seinem natürlichen Geschlecht weiterleben will, geht es nicht einfach „normal weiter“ mit der Pubertät, wie es oft heißt. Die natürlichen Wachstumsprozesse mit Beginn der Pubertät sind Teil eines fein aufeinander abgestimmten Systems, das durch die Blocker künstlich ausgebremst wird. Andere Bereiche des Körpersystems laufen weiter, denn es ist ja nicht das gesamte Wachstum unterbrochen, sondern nur ein Teil des Hormonsystems. Der Körper wächst weiter und altert, ohne die pubertäre Entwicklung. Alles gerät durcheinander. Doch was genau alles passiert, kann niemand sagen. Die behandelnden Ärzte machen ihre eigenen Beobachtungen zu den Nebenwirkungen der Pubertätsblocker, die als Wirkstoff GnRH-Analoga enthalten. Es gibt keine Grundlagenforschung, wie sich GnRH-Analoga auf Kinder zu Beginn ihrer Pubertät auswirken, und vor allem welche körperlichen Risiken und Langzeitfolgen die Behandlung mit sich bringt.
Es gilt der medizinische Grundsatz: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Ärzte haben zum Beispiel bereits beobachtet, dass mit GnRH-Analoga behandelte Kinder eine geringere Knochendichte, ein geringeres Längenwachstum und eine verminderte kognitive Leistung aufweisen können. Bei einer anschließenden Therapie mit gegengeschlechtlichen Sexualhormonen, bleiben die Patienten unfruchtbar. Es wird durch das körperfremde Sexualhormon Testosteron nicht die normale Pubertät eines Jungen durchlaufen.
Wozu ist körpereigenes Testosteron gut?
Testosteron ist das männliche Geschlechtshormon. Auch der weibliche Körper produziert eine geringe Menge Testosteron. Etwa 0,4 mg Testosteron pro Tag geben bei Frauen die Eierstöcke (Ovarien) und die Nebennierenrinde in den Blutkreislauf ab. Bei Männern sind es täglich etwa 7 mg, die in den Hoden produziert werden.
Testosteron bewirkt den männlichen Körperbau: Es verursacht den stärkeren Muskelaufbau, die breitere und kräftigere Knochenstruktur und die Verteilung des Körperfetts. Testosteron lässt den Kehlkopf wachsen, die Stimme tief werden und den Bart sprießen. Außerdem ist Testosteron neben anderen Faktoren auch mit für den männlichen Haarausfall verantwortlich.
Bei einer Bestimmung des Testosteronspiegels über ein Blutbild unterscheiden Endokrinologen in freies und gebundenes Testosteron. Damit Testosteron über den Blutkreislauf in jede Zelle verteilt werden kann, ist das Testosteron an Bindungsproteine gebunden. Nur das ungebundene, freie Testosteron kann seine Wirkung in den Zellen entfalten. Es kann also sein, dass im Blut ein relativ hoher Testosteronspiegel vorhanden ist, aber die Menge des frei wirksamen Testosterons eher gering ist.
Kann ich auch selbstständig Hormone kaufen und einnehmen?
Es kursieren Videos, in denen Testosteron-Gele und -Pflaster angepriesen werden. Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, zählt aber zu den stärksten Eingriffen in das menschliche Hormonsystem, die die Medizin zu bieten hat. Also Finger weg und einen Arzt einbeziehen!
Die Vergabe von Testosteron bei einer Frau zu Mann-Transition muss von einem Endokrinologen verordnet und begleitet werden. Und es ist ratsam, eine zweite Expertenmeinung einzuholen. Denn es sind viele Punkte zu klären, bevor mit der Testosteronkur begonnen werden kann. Wie hoch ist die Konzentration der körpereigenen Sexualhormone im Blut? Wie sind die Leberwerte? Wie alt und wie schwer ist der Patient? Gibt es Vorerkrankungen oder genetische Faktoren, die bei der Einnahme von Testosteron zu Komplikationen führen können. Nur ein Arzt kann entscheiden, wie hoch die Dosis zu Beginn sein darf und wie schnell die Testosteronmenge bis zum Zielwert gesteigert werden soll. Auch den Turnus und die Art der Verabreichung (Spritze, Gel, Pflaster, Tabletten) muss ein Arzt festlegen. Es ist am besten, eine zweite Meinung einzuholen! Und noch einmal: Auf keinen Fall ohne ärztliche Anleitung selbst Testosteron nehmen!
Wie wirkt Testosteron als gegengeschlechtliches Sexualhormon?
Ehrlicherweise muss man hier von Anfang an zwei Kategorien aufmachen: Einerseits die erwünschte Wirkung des Testosterons bei der Transition zum Mann und anderseits die unerwünschten Nebenwirkungen, die der riskante Eingriff in den Hormonhaushalt mit sich bringt.
Beginnen wir mit den erwünschten Wirkungen von Testosteron bei einer Frau zu Mann-Transition:
Jeder Körper ist anders. Wie genau, wo zuerst und wie schnell Dein Körper auf das Testosteron reagieren wird, kann Dir kein Arzt vorher sagen. Es geht im Folgenden also darum, was das „Testo“ anhand bisheriger Beobachtungen auch bei Dir sehr wahrscheinlich bewirken wird.
Einer der unmittelbaren Effekte ist das relativ zeitige Aussetzen der Regelblutung. Die Menstruation kann noch ein bis zweimal eintreten, doch sie fällt meist schon deutlich kürzer aus. Ausnahmen bestätigen die Regel. Bei manchen Frauen, die Testosteron nehmen, tritt die Monatsblutung zunächst weiterhin auf. Auch für diesen speziellen Fall gibt es Medikamente, die die Wirkung des Testosterons unterstützen (→ Gelbkörperhormon).
Einige Mädchen verbinden mit der Einnahme von „Testo“ einen üppig wachsenden Bart. Doch welcher Junge hat mit Beginn seiner Pubertät schon einen Vollbart? Die Art unseres Bartwuchses hängt auch von unserer Genetik ab. Oft dauert es viele Jahre, bis man sich einen richtigen dichten Bart stehen lassen kann. Meist beginnt der Bartwuchs ungleichmäßig und mit vereinzelten Härchen am Kinn oder über der Lippe. Da ist Geduld gefragt.
Ähnlich verhält es sich übrigens mit der männlichen Körperbehaarung insgesamt. Wie schnell, wie viel und wie dicht Dir Haare auf der Brust, am Rücken, an den Beinen und Armen wachsen werden, hängt weniger von der Testosteron-Dosis ab, sondern davon, wie Deine Gene auf das männliche Hormon reagieren. Schau Dir Deine männlichen Blutsverwandten an. Dann kannst Du ungefähr abschätzen, was Dich erwartet. Wenn die Männer Deiner Familie zusammen sitzen und das aussieht wie eine offene Eierpackung, kannst Du Dich schon einmal auf den typischen kreisrunden Haarausfall einstellen.
Testosteron ist kein Zaubertrank. Aus einer Cinderella wird kein Hulk. Vor allem was das Knochenwachstum betrifft, bewegst Du Dich allen Maßnahmen zum Trotz im Rahmen Deiner Genetik. Testosteron verändert zwar Deine Physiognomie. Deine Stirn wird eventuell geringfügig breiter, die Kinnpartie kantiger, und auch insgesamt werden Deine Knochen kräftiger und dichter, so dass Du wahrscheinlich etwas breitere Schultern bekommst. Aber zum einen bleibt Dein Knochengerüst das einer biologischen Frau – das ändert auch das Testosteron nicht. Zum anderen ist es vor allem Veranlagung, ob Du als Trans-Mann vom Typ her eher ein schmächtiger Marathonläufer oder ein bulliger Gewichtheber sein wirst.
Wenn Du Testosteron nimmst, aber Sport nur am Fernseher siehst oder am Computer zockst, wirst Du nicht die Gestalt eines männlichen Athleten bekommen. Es stimmt, dass Testosteron die Muskelmasse steigert. ABER in Kombination mit Krafttraining erzielt man beim Muskelaufbau ganz andere Erfolge. Besonders die tatsächliche Kraft und das muskulöse Erscheinungsbild, die Form und Definition der Muskeln, hängen vielmehr vom gezielten Training und einer entsprechenden Ernährung als vom Testosteron ab. In welchem Verhältnis Testosteron und Sport zueinander stehen, kann man in einem Satz so ausdrücken. Ein durchschnittlicher, untrainierter Mann hat gegen eine Frau, die Leistungssport betreibt kaum eine Chance – und das gilt nahezu für jede Disziplin, egal ob Kraft- oder Ausdauersportarten.
Vieles von dem, was die männliche Pubertät so mit sich bringt, wird auch bei Mädchen und Frauen hör- und sichtbar, wenn sie über einen längeren Zeitraum Testosteron einnehmen. Die Stimme wird tiefer und es kann sogar zu einem Stimmbruch kommen. Der Kehlkopf wächst und kann als sogenannter Adamsapfel deutlich hervortreten. Viele Jungen haben während der Pubertät häufiger Probleme mit unreiner Haut als Mädchen. Und manche sind sogar von richtiger Akne geplagt. Auch das ist ein Effekt des Testosterons, der auf neue Trans-Männer zukommen kann.
Ein sichtbares Ergebnis der länger andauernden Einnahme von Testosteron ist die Umverteilung des Körperfetts. Wegen der erhöhten Muskelmasse und – dichte ist auch der Grundumsatz an Energie größer, so dass sich schon dadurch Fettreserven etwas reduzieren. Testosteron verlagert aber auch direkt das typisch weibliche Fettgewebe an den Brüsten, an den Hüften, am Po und an den Oberschenkeln in Richtung Bauch. Die Ernährung spielt jedoch auch hier eine entscheidende Rolle. Je mehr Fettgewebe vorhanden ist, umso stärker fällt trotz der Testosteron-Einnahme, die Produktion des körpereigenen Östrogens aus. Fett ist ein Testosteron-Killer: Dass dicke Männer oft weiblich wirken, liegt an dem Enzym Aromatase. Es kommt vor allem im Fettgewebe vor und wandelt Testosteron in Östrogen um.
Trans-Männer reden meist ungern über ihren Intimbereich. Während sie Bart und Muskeln mit neuer tiefer Stimme jubelnd begrüßen, berichten sie in ihren Blogs und Youtube-Videos kaum über die Veränderung in ihrer Unterhose. Doch auch da tut sich was! Die Klitoris wächst, manchmal sogar einige Zentimenter. Innerhalb der Trans-Szene kursieren für die vergrößerte Klitoris neue Begriffe wie „Pentoris“ (Penis + Klitoris) oder „t-dick“ (Testosteron-dick/Testosteron-Penis).Auch die kleineren Schamlippen (Labia minora) können wachsen, während die großen Schamlippen (Labia majora) tendenziell eher weniger durchblutet werden. Wichtig: Egal wie man die vergrößerte Klitoris auch nennen mag, sie hat nichts mit einem Penis und seinen Funktionen gemeinsam.
Einige Trans-Männer berichten nach den ersten Testosteronspritzen von ihrer wieder erwachten Libido. Das mag an dem Hochgefühl und dem neuen Körperbewusstsein nach der begonnen Transition liegen, aber zu einem Gutteil auch am männlichen Sexualhormon. Weniger euphorisch berichten Trans-Männer über ihre vaginale Atrophie, obwohl vermutlich viele betroffen sind. Die Vagina atrophiert, das heißt, sie wird trockener und es können schmerzhafte Risse entstehen, die sich entzünden. Eigentlich sind das typische Symptome der Menopause. Die Scheidentrockenheit, verursacht durch den künstlich erzeugten, systemischen Östrogenmangel, können Ärzte mit Östrogencremes behandeln. Das nennt man lokale Östrogensubstitution. Man fügt also der Vagina lokal wieder Östrogen hinzu, um die Symptome etwas zu lindern.
Sicher zählt nicht jede der genannten Veränderungen für jeden Trans-Mann zu den erwünschten Wirkungen durch die Hormon-Kur. Was Testosteron eigentlich noch für Nebenwirkungen auf den weiblichen Organismus hat erfährst Du in der nächsten Frage.
Welche Nebenwirkungen hat Testosteron und welche langfristigen Gefahren drohen?
Alle Wirkungen, die wir oben beschrieben haben, auch die erwünschten Veränderungen beruhen auf einer tiefgreifenden Manipulation des weiblichen Hormonsystems durch das künstlich hinzugefügte Testosteron. Der gesamte Organismus gerät aus seinem natürlichen Gleichgewicht, und der neue Zustand mit den äußerlich männlichen Ausprägungen kann nur durch lebenslange Testosterongaben stabil gehalten werden. Da ist die Frage berechtigt, welche unerwünschten Folgen dieser aggressive Eingriff eigentlich hat.
Medizinische Forschung dazu gibt es kaum, denn dass Teenager eine Transition wollen und Hormone einnehmen, ist erst seit wenigen Jahren ein Massenphänomen. Im Grunde findet aktuell eine riesige experimentelle Studie statt, denn den Ärzten bleibt nichts anderes übrig, als die Entwicklung ihrer jungen Trans-Patientinnen zu beobachten. Man kann also nicht sagen, die jahrelange Testosteronanwendung führt in 20 oder 30 Jahren zu auffallend häufigen Tumorerkrankungen in diesen oder jenen Organen. Doch es ist unwahrscheinlich, dass „Testo“ nur so wirkt, wie man das gern hätte.
Es mehren sich jedoch die Erfahrungen von Mädchen, die wieder in ihrem weiblichen Geschlecht leben wollen und detransitionieren. Die täglich neuen Berichte der Detransitioner zeigen, welche Spuren Testosteron bereits nach wenigen Jahren der Anwendung dauerhaft hinterlässt:
Mit dem Absetzten von Testosteron bilden sich nicht alle Veränderungen wieder vollständig zurück. Die Stimme bleibt gebrochen und tief, die kantig männlichen Gesichtszüge reduzieren sich nur geringfügig, der Adamsapfel verschwindet nicht mehr vollständig und dasselbe gilt für die männliche Bart- und Körperbehaarung. Manchmal erinnert nur ein kräftig ausgeprägter Damenbart an die „Testo-Phase“, doch gerade die Haarstrukturveränderung, die zu schütterem Haarwuchs, Geheimratsecken und Glatzenbildung führt, ist kaum wieder rückgängig zu machen.
Als viel schlimmeren Verlust erleben viele Frauen diese irreparablen Schädigungen, die man von außen nicht sieht. Sie wollen wieder als Frauen leben, aber sie können nicht mehr schwanger werden, weil das Testosteron ihre Fruchtbarkeit zerstört hat.
Darf ich eigentlich … ?
Kein Mädchen
Müssen meine Eltern einer Geschlechtsumwandlung zustimmen?
Offenbar fällt es Dir nicht leicht, Deine Eltern in Deine Pläne mit einzubeziehen. Das kann gute Gründe haben, doch eine direkte Konfrontation oder eine Eskalation im Streit solltest Du dringend vermeiden. Es ist wichtig, dass Du einen klaren Kopf behältst und nicht mit aufgewühlten Gefühlen Entscheidungen triffst.
Inwieweit Du die Zustimmung Deiner Eltern für eine medizinische Behandlung brauchst, hängt vor allem von Deinem Alter ab. Sobald Du 18 Jahre alt bist, kannst Du selbst entscheiden, was für Dich der richtige Weg ist. Wenn Du noch keine 18 oder sogar jünger als 16 Jahre alt bist, ist es nicht so einfach, wenn Du Deine Eltern nicht mit im Boot hast. Daher lohnt es sich, die Situation erst einmal zu entschärfen. Für Dich ist es wichtig, die Emotionen zu beruhigen, und Dich nicht in das nächste Streitgespräch mit Deinen Eltern zu stürzen. Bestimmt gibt es in Deiner Familie jemandem, mit dem Du in Ruhe über alles reden kannst – jemand, der Dich schon lange kennt, und der zu Dir hält: Ältere Geschwister? Oma oder Opa? Eine Tante, zu der Du einen guten Draht hast?
Kann ich mein Geschlecht im Ausweis ändern lassen?
Aktuell gelten die Bestimmungen des Transsexuellengesetzes. Im Laufe des Jahres 2023 entscheidet der Bundestag über die Einführung des neuen Selbstbestimmungsgesetzes. Wenn Du Dein Geschlecht im Ausweis ändern lassen willst, musst Du laut Gesetz derzeit folgende Voraussetzungen erfüllen:
– Du fühlst Dich dem anderen Geschlecht zugehörig.
– Du hast seit mindestens drei Jahren den dringenden Wunsch, Deiner neuen Geschlechtsidentität entsprechend zu leben.
– Es muss mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen sein, dass sich Dein Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht nicht mehr ändern wird.
Das Amtsgericht darf Deinem Antrag nur stattgeben, nachdem es Gutachten von zwei Sachverständigen eingeholt hat, die mit den besonderen Problemen des Transsexualismus ausreichend vertraut sind.
Wenn ich mein Geschlecht ändern will – brauche ich da ein psychologisches Gutachten?
Was heißt eigentlich … ?
Kein Mädchen
Bedeutet Geschlechtsumwandlung und Geschlechtsangleichung das gleiche?
Beide Begriffe Geschlechtsumwandlung und Geschlechtsangleichung meinen das gleiche – und zwar den Versuch, durch medizinische Maßnahmen, wie eine Hormontherapie oder chirurgische Operationen, den Körper an das gefühlte Geschlecht anzupassen. Für diese medizinischen Eingriffe aber auch für den sozialen Wechsel der Geschlechterrolle hat sich vor allem innerhalb der Trans-Gemeinschaft der Begriff Transition durchgesetzt. Der Begriff Geschlechtsumwandlung ist missverständlich, da das biologische Geschlecht weder durch Hormongaben noch durch Operationen umgewandelt werden kann. Ebenso ist es irreführend, von einer Geschlechtsangleichung zu sprechen, denn die Bezeichnung “Angleichung” verspricht etwas, das nicht gelingen kann. Der menschliche Körper ist zu hundert Prozent weiblich oder männlich. Äußere Eingriffe und auch die Einnahme von Geschlechtshormonen verändern nur das äußere Erscheinungsbild ohne Einfluss auf die Gene und die Geschlechtschromosomen. Es findet durch eine Transition also keine graduelle Verschiebung statt, wie etwa nur noch 20 Prozent weiblich und 80 Prozent männlich.
Was heißt Transgender?
Der Begriff Transgender setzt sich aus dem lateinischen Wort trans „über … hinaus“/”jenseits von” und dem englischen Wort gender „soziales Geschlecht“ zusammen. Als transgender oder trans bezeichnen sich Menschen, die sich nicht ihrem biologischen Geschlecht zugehörig fühlen, und manchmal auch jegliche Geschlechtszuordnung ablehnen. Früher sprach man vor allem in der Medizin von Transsexualität. Heute lehnen viele Transgender die Betonung des biologischen Geschlechts ab und sprechen lieber von sozialen Geschlechterrollen mit einer weiten Bandbreite zwischen eindeutig männlich und eindeutig weiblich. Daher setzt sich der Begriff Transgender immer mehr durch. Häufig tauchen in diesem Zusammenhang Begriffe wie queer, nonbinär, nichtbinär, genderfluid, pangender, gender-neutral auf, die alle darauf hinweisen sollen, dass die Person nicht als eindeutig männlich oder weiblich gelesen werden möchte. Viele Transgender wehren sich gegen den Druck, durch geschlechtsangleichende Maßnahmen einem klischeebehafteten Geschlechtsschema entsprechen zu müssen. Sie sind der Meinung, dass sie so sein können wie sie wollen, auch ohne sich Hormonbehandlungen und Operationen unterziehen zu müssen.
Was heißt Geschlechtsdysphorie?
Geschlechtsdysphorie ist der medizinische Begriff für ein leidvolles Empfinden von Menschen, die sich nicht ihrem biologischen Geschlecht zugehörig fühlen. Mediziner sprechen zunächst allgemein von einer Körper-Geschlechts-Inkongruenz, da Verunsicherungen über die eigene Geschlechtsidentität sehr viele unterschiedliche Ursachen haben können. Viele Unsicherheiten über die (geschlechtliche) Identität treten häufig im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren auf und sind meist nur vorübergehend. Erst wenn das gestörte Identitätsgefühl schon seit der Kindheit oder zumindest schon sehr lange besteht und mit einem starken Leidensdruck und dem starken Wunsch nach einer körperlichen Veränderung einhergeht, gehen Ärzte von einer transsexuellen Geschlechtsdysphorie aus.
Was heißt Transition?
Der Begriff Transition geht auf das lateinische Verb „transire“ (hinübergehen) beziehungsweise das Nomen „transitio“ (Übergang) zurück und ist in vielen Disziplinen ein Fachterminus, so auch in der Medizin. Achtung: In der Medizin hat der Begriff Transition erst einmal nichts mit einer Geschlechtsangleichung bei Patienten mit einer Geschlechtsdysphorie zu tun. Sondern er meint eigentlich, dass Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen bestmöglich von der Kinderheilkunde an die allgemeine Gesundheitsversorgung für Erwachsene übergeben werden.
Im Zusammenhang mit Transgender kam die Transition als Synonym für den sozialen Wechsel der Geschlechtsrolle und die medizinische Geschlechtsangleichung vermutlich aus der amerikanischen Trans-Szene in den deutschen Sprachraum. Das „Queer Lexikon“ definiert Transition so: „Als Transition wird der Prozess bezeichnet, in dem eine trans Person soziale, körperliche und/oder juristische Änderungen vornimmt, um die eigene Geschlechtsidentität auszudrücken.“
Eine Transition muss also nicht zwangsläufig mit medizinischen Maßnahmen einhergehen, sondern bereits das Outing als trans kann als Transition gewertet werden. Im Grunde entscheidet jede trans Person individuell, was für sie die Transition ist. Für manche ist es das öffentliche Comingout, für andere gehört die Änderung des äußeren Erscheinungsbilds dazu oder ein neuer Ausweis mit dem geänderten Geschlechtseintrag. Wer sich als trans fühlt, kann auch ohne groß Aufmerksamkeit zu suchen oder den Inhalt des Kleiderschranks komplett auszutauschen, in seiner empfundenen Geschlechtsidentität leben. Es gibt keine Vorschriften, die besagen, dass zu einer Transition ein öffentlich zelebriertes Coming Out, Hormone und Operationen gehören.
Was bedeutet detrans und Detransition?
Das Präfix “De” in De-Transition steht für die Rückgängigmachung der Transition. Die Begriffe Detransition und detrans stammen wie auch trans aus dem amerikanischen Englisch und sind mittlerweile im deutschsprachigen Raum angekommen. Sie bedeuten, dass jemand seine soziale, rechtliche und körperliche Transition rückgängig machen möchte, gerade dabei ist, sie rückgängig zu machen, oder diesen Prozess bereits versucht oder abgeschlossen hat. Entscheidend ist, dass derjenige seine Transition bereut.
Die Zahl der Menschen, die ihre Transition bereuen, und zur Gruppe der Detransitioner wechseln, nimmt stark zu. Das hat folgenden Grund: Sehr viele, junge Mädchen wollen inzwischen überstürzt, ohne die Erforschung ihrer tieferliegenden psychischen Probleme und vor allem ohne ausreichende Aufklärung über die Folgen medizinischer Maßnahmen eine Transition durchführen. Während sich ein Outing und eine juristische Änderung des Geschlechtseintrags ohne Probleme rückgängig machen lassen, gilt das jedoch für die meisten körperlich-medizinischen Eingriffe der Transition nicht. Es kursiert die falsche Behauptung, Pubertätsblocker würden die körperlichen Veränderungen während der Pubertät lediglich hinauszögern, aber sonst keinen großen Schaden anrichten. Das ist falsch, Pubertätsblocker bremsen nicht einfach nur die hormonproduzierenden Organe aus, sondern sie greifen massiv in den natürlichen Hormonhaushalt ein und beeinflussen somit auch das Gefühlsleben und die Selbstwahrnehmung. Ärzte stellen fest, dass fast alle mit Hormonblockern behandelten Patienten weitere Schritte in Richtung Transition gehen, während die meisten transitionswilligen Patienten, die auf Pubertätsblocker verzichten, sich später mit ihrem biologischen Geschlecht aussöhnen und die wahren Ursachen für die Ablehnung ihres Körpers erkennen. Die Behauptung, Pubertätsblocker würden Zeit zum Nachdenken verschaffen, ist also falsch. Stattdessen verfestigen sie die oft zu früh und überstürzt getroffene Meinung, dem falschen Geschlecht anzugehören.
Die Einsicht, dass Hormongaben, die eine oft lebenslange Abhängigkeit von Testosteron zur Folge haben, und dass die Amputation der Brüste und der Gebärmutter die eigentlichen psychischen Probleme nicht aus der Welt schaffen konnten, kommt oft zu spät. Die Zahl der Detransitioner nimmt deshalb stark zu. Sie berichten, dass man Testosteron nicht so einfach absetzen kann, und dass sich der Körper nicht so einfach zurückentwickelt. So bleibt zum Beispiel oft die tiefe männliche Stimme, die männlichen Gesichtszüge, der Bartwuchs, der Kehlkopf. Zu den langfristigen gesundheitlichen Folgen gibt es keine ausreichende Forschung. Viele Ärzte gehen davon aus, dass selbst die angeblich harmlosen Hormon-/Pubertätsblocker unabsehbare Langzeitfolgen haben.
Da die Medien kaum über detrans Menschen berichten, versuchen die Detransitioner selbst auf sich aufmerksam zu machen. Sie nutzen dazu vor allem die sozialen Medien, und erzählen mit Vorher-Nachher-Fotos ihre Geschichten. Am 12. März haben die Detransitioner den #DetransAwarenessDay ausgerufen, um vor den zu schnellen Transitions-Entscheidungen zu warnen. Viele der Erfahrungsberichte stammen aus den USA oder Großbritannien. In der Szene bekannt geworden sind zum Beispiel die Detransitioner Charlie Evans, Keira Bell und Nele.