„Fachleute können zwar Empfehlungen geben, aber am Ende müssen die Eltern Entscheidungen treffen und Risiken tragen, zusammen mit ihrem Kind.“ Mit diesem Satz endet der WDR-Film „Mein Kind ist trans* – was nun?“, der kürzlich auf Arte lief. Alle drei Familien entscheiden sich, wie zu erwarten war, für den Trans-Weg des Kindes.
Inzwischen berücksichtigen die Drehbuchschreiber auch Argumente derjenigen, die es nicht für richtig halten, Kinder komplett trans-affirmativ vom ersten Outing bis zur Brust-OP zu begleiten. Frühere WDR-Trans-Dokus waren da deutlich plakativer. Vor allem Kindersendungen des ÖRR, in denen „Geschlechtsangleichungen“ als relativ harmloser und normaler Routine-Eingriff dargestellt werden, wirkten wie Werbung für queere Lebensentwürfe.
Dass die Autoren des WDR kritische Argumente wahrnehmen, heißt jedoch nicht, dass ausgewogen berichtet würde. Es entsteht eher der Eindruck, als wolle man sich später nur nicht absolute Einseitigkeit vorwerfen lassen: Ein Endokrinologe darf kurz sagen, dass Pubertätsblocker Nebenwirkungen haben und Langzeitfolgen nicht erforscht sind. Relativiert wird das jedoch wieder durch O-Töne der betroffenen Jugendlichen, die betonen, wie gut es ihnen geht, und dass sie keine negativen Folgen spüren.
An anderer Stelle kommt ein Vater zu Wort, der bei seinem Nein bleibt, obwohl sich die Tochter unbedingt Pubertätsblocker wünscht. Für ihn sei die neue Identität seiner Tochter eine Folge jugendkultureller Einflüsse in queeren Gruppen und sozialen Medien.
Ein weiteres Mädchen war lange Cosplayerin, hatte einen Schüleraustausch in der liberalen Trans-Hochburg Kanada, und von dort meldete sie sich plötzlich mit der Ankündigung, ein Mann zu sein, wie der Vater zweifelnd überlegt. Aber seine Zweifel wurden gründlich ausgeräumt.
Woher kommt der exponentielle Anstieg der Trans-Diagnosen?
Der Film spricht zwar den medizinisch nicht zu erklärenden exponentiellen Anstieg der Transgender-Selbstdiagnosen unter Jugendlichen an, aber nur um den klaren Indikator für eine jugendkulturelle Trend-Dynamik mit vagen Theorien zu relativieren: Während der Schwangerschaft habe eventuell schon eine hormonelle Beeinflussung durch die Mutter stattgefunden. Oder: Die Gesellschaft sei toleranter geworden. Zahlen zur Häufigkeit von Trans-Identitäten werden genannt, die stark an Erhebungen aus dem Hause WPATH erinnern.
Dass zahlreiche Wissenschaftler den kulturellen Einflüssen eine sehr große Bedeutung zumessen, erwähnt der Film nicht. Stattdessen wird der federführende Autor der trans-affirmativen Leitlinienkommission, der Münsteraner Kinder- und Jugendpsychiater Georg Romer, stellvertretend für „die Wissenschaft“ inszeniert. Nur in einem Nebensatz erfährt der Zuschauer, dass andere Länder vorsichtig geworden sind, was die Vergabe von Pubertätsblockern betrifft. Die Wahrheit ist jedoch: Die meisten Länder sind nicht nur vorsichtig geworden, sondern haben die Vergabe von Pubertätsblockern an Minderjährige verboten oder stark eingeschränkt.
Eine unglaublich schwere Entscheidung – aber immer pro trans
Deutschland steht mit seinem Festhalten am trans-affirmativen Kurs international isoliert da. Der Film passt somit gut ins Schema. Die drei ausgesuchten Fälle, zwei Mädchen und ein Junge, die auf ihrem Weg in die medizinische Transition begleitet werden, lassen kaum Platz für wirklich kritische Zwischentöne. Die Eltern haben Zweifel, trauern um die verlorene Tochter, wollen abwägen und verstehen, sind aber schließlich fast alle genauso überzeugt wie ihre Kinder und wollen sie unterstützen – die Mediziner wie Romer sowieso. Bei den Fällen „transidenter“ Jugendlicher, die er vor sich habe, sehe Romer eine ernsthafte Auseinandersetzung und kein oberflächliches Hadern mit Geschlechterrollen.
Ein ausgewogener journalistischer Bericht hätte spätesten hier die Darstellung der drei wohlüberlegten Zukunftsentscheidungen verlassen können und aus den unzähligen Detrans-Schicksalen ebenfalls drei Fälle vorstellen können. Junge Erwachsene, die heute mit verstümmelten Körpern darüber berichten, wie fest überzeugt sie einst waren, gibt es genug.
Es ist nun nicht so, dass Mediziner wie Romer Ansteckungsphänomene im allgegenwärtigen Trans-Kult lgänzlich ausschließen würden. Doch er behandle eben transidente Jugendliche mit „existentiellem Leidensdruck“, sagt Romer und erklärt: „Die allermeisten kommen ohne Hormonbehandlung nicht psychisch gesund durchs Leben.“
Trans-Jugendlichen halten ihren Entschluss für „safe“
Dem unbedarften Zuschauer soll anhand der drei nahegehenden Fälle Folgendes klar werden: Eltern und Psychiater machten es sich nicht leicht, aber den Trans-Jugendlichen müsse geholfen werden. Das Abwägen zwischen den Risiken sei ein Dilemma. Doch meist sei die medizinische Transition mit Pubertätsblockern und Hormonen der richtige Weg, der großes Leid verhindere.
Für ein wirklich kritisches Ausleuchten des komplexen Themas ist in den 52 Minuten Film kein Platz, oder es ist nicht gewollt.
Zur ganzen Wahrheit gehört:
Fast alle Trans-Jugendlichen halten ihren Entschluss für „safe“, ganz genauso wie die Teenager im Film es formulieren. Sie berichten von einem immensen Leidensdruck, und das überzeugt Eltern und Ärzte. Sie wüssten selbst am besten, wer sie sind. Da gebe es überhaupt keine Diskussion. – Doch wo kommen dann ein paar Jahre später die ganzen Detransitioner her?
Pubertätsblocker sind keine Pausetaste
Charakteristisch für Beiträge, die dem trans-affirmativen Kurs das Wort reden, ist auch die Verharmlosung der Pubertätsblocker. Die sollen angeblich Zeit für eine tragfähige Entscheidung bieten, ohne dass bereits die Reifung des unerwünschten Geschlechts voranschreitet. Zwar werden ein paar Nebenwirkungen kurz erwähnt, jedoch nicht die entscheidenden Studien, die den eigentlich Sinn des Medikaments infrage stellen: Pubertätsblocker sind ein massiver Eingriff, der in den meisten Fällen zu einem frühen Weichensteller wird.
Fast alle so behandelten Kinder gehen nämlich den Weg zur vollständigen Transition anschließend weiter. Sie persistieren, wie es in der Fachsprache heißt. Von einem Zeitgewinn für die Entscheidungsfindung kann also nicht die Rede sein. Einige Teenager müssten auch desistieren, selbst wenn man annimmt, dass Kinder, die mit Pubertätsblockern beginnen, sich ihrer Sache eben vorher schon sehr sicher waren. Medizinisch erwiesen ist: Das Medikament, das sich auch massiv auf das Gehirn auswirkt, verfestigt die Trans-Identität. Außerdem machen nicht erst gegengeschlechtliche Hormone sondern bei Jungen bereits Pubertätsblocker unfruchtbar.
Kein psychotherapeutisches Hinterfragen der Trans-Selbstdiagnose
Psychotherapeuten kommen in der WDR-Doku nicht zu Wort, doch die filmisch begleiteten Kinder haben allesamt einen Therapeuten, zu dem sie gehen. Heutzutage sind das meist Wegbereiter während der Transitionsprozesse, zum Beispiel Verhaltenstherapeuten, die das Zurechtfinden in der neue Geschlechterrolle unterstützen.
Psychotherapeuten, die die Transgender-Selbstdiagnosen kritisch hinterfragen und einmal gründlich alle verborgenen seelischen Baustellen der Kinder erkunden wollen, haben in Deutschland einen schweren Stand. Sie sind selten geworden. Denn eine psychotherapeutische Differenzialdiagnose wird juristisch nahezu unmöglich gemacht, indem sie als Konversionstherapie kriminalisiert wird. Romers Leitlinie lässt grüßen. Der Psychiater kandidiert übrigens für die Position des Direktors bei WPATHs europäischem Zweig EPATH.
Was ist eigentlich wirklich los mit den Kindern?
Offen bleibt also die Frage, was mit Kindern und Jugendlichen, die sich meist überraschend als „trans“ outen, wirklich los ist. Allein die drei gezeigten Fälle lassen Zweifel an dem vermeintlich vom Himmel gefallenen Trans-Schicksal aufkommen: Eine Scheidungs- und eine Patchworkfamilie; drei Teenager, die keine Klischeevertreter ihres Geschlechts sind; ein depressives Mädchen, das sich ritzt; oder ein Vater, der zum Spaß bemerkt: „Es gibt nicht viel, mit dem Blake seine Eltern schocken könnte, und da hat er was gefunden.“ Eventuell hat er den Nagel auf den Kopf getroffen:
Das pubertäre Austesten von Grenzen stößt erst dann auf elterlichen Widerstand, als die Transgender-Selbstverstümmelung zum Lebensziel auserkoren wird. Die verständnisvollen Eltern kommunizieren Vorbehalte, sehen etwa denn Brustbinder kritisch. Doch inzwischen nimmt auch Blake „Testo“. Endlich Muskeln und eine tiefe Stimme, freut sie sich. Ohne ernsthafte Probleme hat das Mädchen sich durchgesetzt. Natürlich spielen immer mehrere Faktoren hinein, doch die queere Trotzphase in der Pubertät, die laut trans-affirmativer Wissenschaft bei den ernsthaften Fällen angeblich keine Rolle spielt, ist im Film erkennbar.
Psychiatrische Komorbiditäten sind offensichtlich
Etliche psychotherapeutische Ansatzpunkte hat die Kamera eingefangen. So betrachtet ist der Film sehenswert, obwohl das riesige Thema Komorbidität ausgespart bleibt. Geschlechtsdysphorie geht häufig mit anderen Symptomen einer Persönlichkeitsstörung einher. Die große Mehrheit der jungen Trans-Patienten war bereits vor ihrer Selbstdiagnose wegen anderer psychiatrischer Erkrankungen in Behandlung.
Depressionen und selbstverletzendes Verhalten sind nicht zwingend die Folge einer unterdrückten oder nicht ausgelebten Trans-Identität, wie Trans-Mediziner gerne behaupten. Sondern umgekehrt wird ein Schuh draus. Zugrunde liegen psychiatrische Erkrankungen, häufig als Folge von Bindungs- bzw. Persönlichkeitsstörungen, und diese äußern sich neben altbekannten Symptomen in letzter Zeit in einem zusätzlichen Erscheinungsbild: Der Überzeugung „trans“ zu sein.
Die Trans-Identität fällt also nicht vom Himmel, sondern sie ist oftmals eine moderne jugendkulturelle und sozial akzeptierte Bewältigungsstrategie für die ursächlichen Persönlichkeitsstörungen. Jugendliche haben nun neben Ritzen, Magersucht und anderen Borderline-Symptomen noch eine weitere Ausdrucksmöglichkeit für ihr seelisches Leiden. Und noch dazu eine hoch akzeptierte, wie allein die vielen völlig unkritischen ÖRR-Beiträge über Transgeder-Kinder und -Jugendliche zeigen.
Eine Trans-Identität sucht man sich nicht aus, lautet die Botschaft des Films „Mein Kind ist trans* – was nun?“. Das sicherlich nicht, doch das Unterbewusstsein geht seine eigenen Wege.

