Unisex-WCs: „Geh durch diese Tür, und du wirst zu etwas Besonderem“
stepbystep

Die Transgender-Toiletten-Obsession nimmt kein Ende. Das Identitätsgefühl „trans“ oder zumindest „nonbinär“ zu sein, scheint das Klo als Ort greifbarer Selbstvergewisserung dringend zu benötigen. Eine Schülerinitiative aus Kiel hatte jüngst Stimmung für „geschlechtsneutrale“ WCs gemacht. Ihr Antrag wurde bewilligt. Und erst kürzlich berichteten wir über eine Gerichtsverhandlung, für die extra „genderneutrale“ Toiletten für queeres Publikum eingerichtet werden sollten.

Sogenannte Unisex-Toiletten für „trans- und nichtbinäre“ Menschen sind das große Ding im Selbstverständnis der queeren Subkultur. „Diskriminierungsfreie Toilettennutzung für alle“, fordert die Fachstelle TransInterQueer e.V. für Menschen, „die sich nicht eindeutig männlich oder weiblich zuordnen“. Immer wieder berichten die Medien über Initiativen für und Eröffnungen von sanitären Räumlichkeiten, die explizit nicht nach Geschlecht trennen und, dem ursprünglichen Zweck dieser Trennung zuwiderlaufend, Frauen nicht mehr als Schutzraum dienen.

Ein dauerhaftes Symbol mitten im Alltäglichen

Ist die Aufhebung der Geschlechter-Dualität im Sinne der Gender-Ideologie das primäre Anliegen der direkt Betroffenen? Die (anti-) feministische Metaebene rund um die „TERF-Debatte“ ist nicht für alle, aber für viele vermutlich etwas zu hoch gegriffen. Wahrscheinlicher ist der profane Wunsch nach Sichtbarkeit, zumindest beim Betreten der Toilette. Pride-Paraden und -Monate gehen zu Ende. Flaggen sind nett, aber sie flattern über den Dingen. Notwendig ist ein dauerhaftes Symbol, mitten im Alltäglichen, irgendetwas zutiefst Menschliches. Es liegt auf der Hand: Das queere Geltungsbedürfnis braucht das stille Örtchen.

Eigentlich könnten trans-Schüler und -Studenten gemäß ihres Wunschgeschlechts auf die entsprechende Toilette gehen, doch das wäre kein Statement. Um sich sichtbar als „nonkonform“ zu inszenieren, braucht es das nonbinäre Klo. Dorthin zieht es – um der Symbolkraft und allgemeinen Queerness willen – auch Transgender.

In Kiel hatte sich eine Initiative von 17 gewählten Schülern zwischen zwölf und 19 Jahren für solche „genderneutralen“ Einrichtungen eingesetzt. Wer sich selbst weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlt, soll in dringenden Fällen fortan nicht mehr warten müssen, bis er wieder zu Hause ist.

Regenbogen-Toiletten: Angebot schafft Nachfrage

Das erhebende Gefühl von Empowerment, da dieser Antrag von den politisch Verantwortlichen angenommen wurde, hat eine Kehrseite. Nämlich: Angebot schafft Nachfrage. Junge Schüler, die sich auf der sozialen Ebene nirgends zugehörig und insgesamt ziemlich gewöhnlich fühlen, oder die heftig mit der Frage hadern, wer sie eigentlich sind, könnten auf die Idee kommen, wenigstens einmal dem Toilettengang den Anstrich des Außergewöhnlichen zu geben. Eine Metamorphose vor aller Augen mitten in der Pause, quasi: „Geh durch diese Tür, und du wirst zu etwas Besonderem.“

Queere Notdurft als Erstkontakt in den Trans-Kult ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber trotzdem: Regenbogen-Toiletten gibt es nur aus einem Grund. Sie sind wie die entsprechende Beflaggung eine Botschaft und ein Machtsymbol, das da lautet: „Hier ist queeres Gelände!“

Womöglich war die Wahl der zentralen Symbolik aber auch ein Griff ins Klo. Wenn man künftig bei den Stichworten „trans“, „queer“ und „nonbinär“ zuerst an Toiletten denken muss, dann ist diese gut eingeschliffene Assoziation nicht die Schuld der Cisgender.