DeTrans
Wie komme ich wieder raus?
Kein Mädchen
„Detrans“ – Was heißt das und wer ist das?
„Detrans“ ist genauso wie „trans“ kein klar definierter Begriff. Als „detrans“ bezeichnet sich jemand meist dann, wenn er seine soziale und seine medizinische Transition bereut und rückgängig machen möchte. Auch Menschen, die bisher nur auf sozialer Ebene eine Trans-Identität angenommen haben, können diesen Schritt bereuen. Oft versuchen sie, ohne viel Aufmerksamkeit zu erzeugen wieder ihre natürliche Geschlechtsidentität anzunehmen. Manchmal wechseln sie die Schule oder verlassen ihren queeren Freundeskreis und suchen Anschluss in einem neuen sozialen Umfeld, ohne groß darüber zu reden, dass sie Detransitioner sind.
Genauso können sich aber auch Menschen als „detrans“ bezeichnen, die nach wie vor mit ihrer abgelegten Identität hadern und sich weiterhin nicht richtig ihrem biologischen Geschlecht zuordnen können. Sie bereuen meist weniger ihre Entscheidung zur Transition, als vielmehr die Konsequenzen der medizinischen Geschlechtsangleichung. Sie setzen die Hormone ab und versuchen manchmal sogar mit erneuten chirurgischen Eingriffen, ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff zu bekommen. „Detrans“-Sein kann also eine weite Bandbreite an Gefühlen der Unzufriedenheit umfassen:
Viele Detransitioner berichten von heftiger Enttäuschung und davon, wie sehr sie sämtliche Schritte in die Transition bedauern. Manche haben zu Beginn aber auch erst einmal nur das vage Gefühl, mit der Transition etwas übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Einen ausführlichen Überblick zum Thema Detransition findest Du auch unter dem Reiter „Trans“ in der Rubrik „Was heißt eigentlich…?“ in der letzten Frage „Was bedeutet detrans und Detransition?“
Wann ist der Zeitpunkt, über eine Detransition nachzudenken?
Die Wenigsten Detransitioner können auf einen ganz klaren Punkt in ihrem Leben deuten, an dem sie sich plötzlich gefragt haben: „Moment, was mache ich hier eigentlich?“ Man wacht nicht wie aus einem schlechten Film auf und sagt: „Stopp, ich kehre um!“ Weitaus häufiger berichten Detransitioner von einem Prozess, einem nagenden Zweifel, der zunächst leise im Hintergrund rumorte, dann aber immer bohrender wurde, bis sich das Gefühl, in die falsche Richtung unterwegs zu sein, einfach nicht mehr leugnen und verdrängen ließ. Wenn Du Dir unsicher bist, den Weg der Transition weiterzugehen – wo auch immer Du gerade stehst, dann lohnt es sich, einmal genau hinzusehen, wann junge Menschen in einer ähnlichen Situation wie Du entschieden haben, wieder umzukehren.
- Zweifel schon von Anfang an
Manche jungen Frauen, die Trans-Männer werden wollten, schildern, dass sie sich von Anfang an unsicher gefühlt hätten. Die ersten handfesten Zweifel seien ihnen aber vor allem nach der Brustamputation gekommen – und das nicht nur wegen der ständig weiter blutenden Wunden und heftigen Schmerzen. Nur zögerlich oder gar widerstrebend hätten sie zuvor den medizinischen Maßnahmen zugestimmt, da sie aus unterschiedlichen Gründen unter Druck gestanden hätten. „Ich bin aus der Nummer nicht mehr herausgekommen“, ist einer der häufigen Sätze, wenn Detransitioner rückblickend berichten. Sie seien von der vielen Anteilnahme und Unterstützung, die sie nach ihrem Trans-Outing in ihrem schulischen Umfeld und ihren Freundeskreisen erlebt hatten, regelrecht überwältigt gewesen. Und so seien sie ermutigt von der ein oder anderen lieb gemeinten Umarmung immer weiter in die Transition hineingeschlittert.
Vielleicht hast Du so etwas ähnliches erlebt und kannst das nachempfinden? Wenn jeder um Dich herum Deine innere Zerrissenheit nicht sieht und stattdessen das, was Du Deinem Körper antust, als einen radikalen Akt der Selbstbestimmung bewundert, fühlt man sich eigentlich nur noch vorwärtsgetrieben. Ihre gesamte Trans-Phase hindurch habe es eigentlich keine richtig selbstbestimmte Entscheidung gegeben, stellen manche Detrans-Personen rückblickend fest. Sie seien immer weiter gegangen, so wie es andere und schließlich sie selbst von sich erwartet hätten. Doch irgendwann hätten sie wieder einmal auf ihre großen OP-Narben auf ihrer Brust geblickt, die Taubheit der Haut rund um die Narben gefühlt und sich fassungslos gefragt, was hier eigentlich passiert. Es hat leider genau diesen einen Schritt zu weit gebraucht, um fast wie aus einer Trance aufzuwachen und zu erkennen, wie komplett falsch die Richtung war.
- Zweifel und Schock, nachdem die erste Euphorie verflogen ist
Häufig erzählen Detransitioner aber auch, wie wahnsinnig sie ihrer ersten Hormongabe und vor allem der Mastektomie (Brustentfernung) entgegenfiebert haben. Sämtliche Gefühle, ihre ganze Wut und Verzweiflung, ihre Ängste aber auch ganz viel Hoffnung hätten sie in diesen Termin in der Klinik hineingepackt. Den einen Tag, an dem endlich die Brüste entfernt werden sollten, hätten sie kaum erwarten können. Sie seien überhaupt nicht mehr dazu in der Lage gewesen, noch andere Gefühle und Sichtweisen oder gar Warnsignale zuzulassen. Wie im Tunnel rauschten sie auf die OP zu.
Und dann sei auch erst einmal „alles“ anders gewesen. Vollkommen euphorisch hätten sie nach ihrer „Obenrum-OP“ die ganze Welt umarmen können. Sie fühlten sich rundum neu und sehr glücklich mit ihrer flachen, männlichen Brust und ihrem ersten Bartschatten. Die ganzen Depressionen und Krisen, alles Vergangene und Weibliche sei mit den Brüsten symbolisch für immer entfernt worden, glaubten sie. Und sie ahnten vielleicht schon ein klein wenig, dass sie sich selbst belogen hatten.
Und dann? Man kann sich nicht immer wieder etwas abschneiden lassen, um den Kick und die trügerische Erneuerung noch einmal zu erleben. Ein paar Tage, Wochen oder Monate nach der OP fragten sich die neuen Transmänner, ob der Chirurg nicht doch etwas übersehen hätte. Langsam tauchten die alten Dämonen wieder auf. Schließlich dämmerte es den Opfern der Transgender-Euphorie, dass man Erinnerungen und Schicksalsschläge, traumatische Erlebnisse und Schuldgefühle, Depressionen und Ängste, also all diese Dinge, die zu ihrem wahren Wesen dazugehören, nicht einfach wegoperieren kann. Unser inneres Ich lässt sich nicht wegschneiden und durch eine neue Identität ersetzen. Der Effekt eines komplett veränderten äußeren Erscheinungsbildes ist für viele Transitioner, die eigentlich ganz andere psychische Probleme haben, nur von kurzer Dauer.
- Die immer weiter vertagte Entscheidung
Die Einnahme von gegengeschlechtlichen Hormonen bewirkt nicht von einem Augenblick auf den anderen gravierende Veränderungen. Im Gegensatz zur Amputation der Brüste, fällt die Konfrontation mit der Realität zunächst etwas sanfter aus. Das körperliche Erscheinungsbild ändert sich eher langsam in ein männlicheres Aussehen. Nur schleichend entwickeln sich die gesundheitlichen Beschwerden, die mit der Testosteronkur einhergehen.
Trans-Personen, die fest davon überzeugt sind, nur die Transition könne sie in einen glücklichen Menschen verwandeln, verstricken sich zu Beginn ihrer Testosteronkur immer tiefer in diese fixe Idee. Verbissen blenden sie alle Warnsignale und beginnende Zweifel aus, die sich sukzessive mit den körperlichen Reaktionen auf das Testosteron einstellen. Sie behalten ihren Tunnelblick, denn zunächst kommt es zu keinem richtigen Hallo Wach-Erlebnis, wie beim Schock nach der Mastektomie. Schließlich war doch alles so gewollt? Wirklich? „Bin das denn noch ich?“, fragen sich nun manche Trans-Jungen und später werden sie berichten, dass sie jetzt so langsam das erste Mal überhaupt so etwas wie Geschlechtsdysphorie empfunden hätten. Denn Testosteron bewirkt nach einigen Monaten der Einnahme schließlich doch eine deutliche Vermännlichung des äußeren Erscheinungsbildes.
Aber von Woche zu Woche gelingt es den zunehmend verunsicherten Mädchen, die nagenden Zweifel weiter zu ignorieren und die Auseinandersetzung mit dem, was sie sich da eigentlich antun, weiter aufzuschieben. Man kennt das ja, wenn man langsam ahnt, dass man sich verlaufen hat, es aber nicht wahrhaben und nicht umkehren will. Denn eingedenk dessen, was man alles schon an kräftezehrender Wegstrecke hinter sich hat, verleugnet man das Offensichtliche, und rennt stur weiter geradeaus in die falsche Richtung. In eingespielter Routine nimmt man weiter das Testosteron. Viele Detransitioner erinnern sich, dass das Testosteron das Einzige gewesen sei, dass ihnen in dieser schweren Krisenzeit verlässlichen Halt gegeben habe. Sicherheit und Zuversicht brechen langsam zusammen, nur die regelmäßige Testosterongabe bleibt die einzige Konstante, an der man sich noch festhalten kann.
Rückblickend können die einst von ihrer Trans-Identität überzeugten Jugendlichen von Glück sprechen, wenn es irgendwann zum vollständigen Zusammenbruch gekommen ist, noch bevor der Termin zur Mastektomie anstand. Die Realität der körperlichen Veränderungen und Erkrankungen hat ihnen noch rechtzeitig die Augen geöffnet. Sie erkannten schließlich das Testosteron, das ihnen scheinbar Sicherheit und Kontrolle über ihre Ängste und Depressionen gegeben hatte, als das, was es wirklich mit ihrem Leben und ihrem Körper machte. Sie erkannten Testosteron als ein süchtig machendes Gift, das sie immer weiter in die falsche Richtung getrieben hatte.
So dramatisch fällt die rechtzeitige Entscheidung zur Umkehr natürlich nicht immer aus. Manche Detransitioner sind auch rationalere Typen, die strukturierte Pro und Contra-Listen aufstellen. Als ob sie das Ende eines Tunnels erreicht hätten, war bei ihnen die Trans-Phase wieder vorbei – mit der klaren Entscheidung: „Bis hierhin und nicht weiter.“
Auch Außenstehende können den Ausschlag in einem rumorenden Entscheidungsprozess geben, zum Beispiel ein Arzt, der die wahrscheinlichen Konsequenzen einer weiteren Testosteronbehandlung ehrlich anspricht. Bekannt sind die Geschichten von langjährigen Rauchern, die nach einer ärztlichen Warnung von einem auf den anderen Tag aufhören konnten. Wenn der Trans-Kult irgendwann einmal aufgearbeitet wird, wird man von den vielen Schlüsselerlebnissen der Detransitioner hören. Wie bei den Rauchern ähneln sich die Schicksale der jungen Frauen, die ihre Testosteronbehandlung wieder gestoppt haben. Aber jede einzelne Geschichte ist es wert erzählt zu werden, denn es geht darum, andere Opfer des Trans-Kults die Augen zu öffnen, rechtzeitig bevor der Termin zur Brustamputation ansteht.
- Ein langer Prozess in die Detransition
Einige Detransitioner haben erst mit größerem zeitlichen Abstand realisiert, wie übereilt und endgültig ihre Entscheidung zur Transition gewesen ist. Sie erzählen, dass sie teils Jahre gebraucht hätten, um zu realisieren, in was für einer heftigen Krisensituation sie sich eigentlich befunden hatten, und wie seelisch aufgewühlt sie gewesen seien. Diese lange Zeit sei aber notwendig gewesen, um das Gefühlschaos der Identitäts- und Pubertätskrisen mit innerer Distanz betrachten zu können.
Die Entwicklung des Gehirns ist erst jenseits des zwanzigsten Lebensjahres abgeschlossen. Einige Detransitioner sagen, für sie hätten sich die Wogen leider zu spät geglättet. Zu spät hätten sie zu innerer Gelassenheit gefunden und zu spät den Durchblick gehabt, wie vereinnahmend ihre queeren Freundeskreise und wie verblendet sie selbst gewesen seien. Ihnen habe damals als verängstigten und verunsicherten Teenagern schlicht die seelische Reife gefehlt, die Sogwirkung des Sicherheit und Kontrolle versprechenden Trans-Hypes zu erkennen.
Während sie nun als junge Erwachsene ernsthaft reflektieren und rekapitulieren, kommt oftmals hinzu, dass die gesundheitlichen Probleme, die mit der jahrelangen Testosteronkur einhergehen, überhandnehmen. Auch die Spätfolgen der operativen Eingriffe und ein sich einstellender Kinderwunsch können eine dauerhafte Belastung darstellen. Es kommt dann eins zum andern und es lässt sich nicht mehr leugnen, wie falsch die Entscheidung gewesen ist, die sie als verletzliche und verblendete Jugendliche getroffen hatten. Die größten Zweifel an der Transition stellen sich aber auch bei jenen Detransitionern, die erst Jahre später bereuen, mit der Erkenntnis ein, dass ihre wahren psychischen Probleme nicht durch ein Leben im „falschen Geschlecht“ verursacht wurden, sondern ganz andere Gründe hatten.
Fragte man nun Detransitioner, wann der beste Zeitpunkt sei, über eine Detransition nachzudenken, so fiele die Antwort gewiss einstimmig aus: So früh wie möglich, aber, falls noch möglich, auf jeden Fall vor den medizinischen Eingriffen, die nie wieder rückgängig zu machen sind.
- Detransition nach der sozialen Transition
Mädchen, die in ihrem sozialen Umfeld, also in der Schule, im Freundeskreis und in der Familie ein Coming-out als Trans-Junge hatten, sind ein Massenphänomen. Jeder Lehrer kann inzwischen ausführlich darüber berichten. Trans ist ein Kult, der nahezu jede Schule erreicht hat. Die wenigsten Mädchen, die ihre Trans-Phase mit neuem Namen und Pronomen, mit Jungsklamotten und Brustbinder durchlaufen, entscheiden sich für Pubertätsblocker und weitere medizinische Eingriffe. Daher ist eine Detransition, die eine soziale Transition rückgängig macht, die mit Abstand häufigste Variante, eine Trans-Identität hinter sich zu lassen.
Auch wenn es zu keiner medikamentösen oder operativen Verstümmelung des Körpers gekommen ist, haben die Mädchen meist eine schwerwiegende Identitätskrise hinter sich. Kaum jemand „identifiziert“ sich nur deshalb als trans, um mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten. Und kein Mädchen „wechselt“ nur deshalb zu den Jungen, weil sie sich nicht als „richtiges Mädchen“ oder als nicht hübsch und mädchenhaft genug fühlt. Und selbst wenn der ein oder andere Fall an Deiner Schule von außen betrachtet nach einer Mitläuferin im Trans-Kult aussehen mag, so stehen auch hinter scheinbar oberflächlichen Ursachen oft tiefere emotionale Störungen in der Persönlichkeit.
Viele solcher Trans-Phasen fallen nicht zufällig in eine Alterspanne, in der die pubertären Spannungen und Konflikte besonders heftig ausfallen können. Die Identitäts- und Selbstwertentwicklung ist in vollem Gange und gerade bei Mädchen fällt das sich Vergleichen mit anderen zunehmend schonungslos aus. Auch das Mobbing unter Gleichaltrigen ist in dieser Zeit oft besonders verletzend. Doch diese Pubertätskrisen schwächen sich bald auch wieder ab. Daher berichten viele Detransitioner tatsächlich von einer „Phase“. Selbst ein wenig ungläubig blicken sie auf jene Zeit zurück, in der sie felsenfest davon überzeugt waren, kein in der Gesellschaft willkommenes Mädchen gewesen zu sein.
Was auch immer die verschiedenen Gründe gewesen sein mögen, die sie in den Trans-Kult getrieben haben – eines sagen mit etwas Abstand zu ihrer Trans-Phase alle Detransitioner: „Ich bin heilfroh, dass ich keine Hormone genommen habe!“
Woran erkenne ich, dass ich detrans bin?
Liegt die Antwort bereits in Dir, in Deiner Frage, die Dich hierher geführt hat? Etwas konkreter bitte, denkst Du Dir jetzt vielleicht. Schließlich ist Dir längst klar, dass Du das hier nicht lesen würdest, wenn in Deinem „neuen“ Leben alles perfekt laufen würde und Du nicht den leisesten Zweifel an Deiner Trans-Identität hättest. Also auf den Punkt – folgende Anzeichen können darauf hinweisen, dass Du detrans bist:
1. Du bist innerlich unzufrieden und immer noch verunsichert
Du kannst nicht ehrlich und voller Überzeugung „Ja“ zu Deiner gewählten Geschlechtsidentität sagen – und noch weniger zu den durchgeführten medizinischen Veränderungen an Deinem Körper. Wenn Du über Deine Transition nachdenkst, reicht Dein Gefühlsspektrum von Unzufriedenheit und ständiger Grübelei über Wut- und Trotzreaktionen bis hin zu Angst- und Panikattacken. Ein deutlicher Hinweis auf eine innerlich stattfindende oder vollzogene Detransition sind anhaltende Gefühle wie Verzweiflung und Trauer. Detransitioner bereuen ihre Transition und die medizinischen Eingriffe, und oft rumoren die erlittenen Enttäuschungen und Verletzungen lange in ihrer Seele, bevor sie es vor sich und anderen zugeben können: „Ich habe mich geirrt, ich bin nicht trans, bin es nie gewesen.“ Moment, soweit bist Du noch nicht! Wenn Du Deine emotionale Belastung im Zusammenhang mit Deiner gewählten Geschlechtsidentität einfach nicht einordnen kannst, solltest Du Dich an einen Arzt oder einen Therapeuten wenden.
2. Du wünschst Dir, alles rückgängig machen zu können
Eine präzisere Botschaft kann Dir Deine Seele nicht senden. So vieles kannst Du Dir verzeihen, das Outing als trans, der alberne neue Name, das Getue mit den Pronomen, der unbequeme Brustbinder, … Über all das, worauf Du damals so stolz gewesen bist, könntest Du heute einfach nur lachen, wenn es nicht so verdammt einfach gewesen wäre, diesen einen fatalen Schritt zu weit zu gehen. Du würdest alles dafür geben, Dein früheres, verblendetes Ich in den Arm nehmen zu können und zu sagen: Bitte, bitte geh nicht diesen einen Schritt weiter. Immer wieder kreist Du um diesen einen schicksalshaften Tag und flehst in Gedanken Deine Eltern und Deine Freunde an, Dich doch einfach aufzuhalten. Warum hat Dich niemand aufgehalten? Ok, und nun in einem Satz: Der Wunsch, zum früheren Geschlecht zurückzukehren und die medizinischen Eingriffe ungeschehen zu machen, sind ein klares Anzeichen dafür, dass Du detrans bist.
3. Du ziehst Dich zurück und vermeidest das ganze Trans-Thema
Manchmal sind die Botschaften unseres Unterbewusstseins nicht so eindeutig zu verstehen, wie zuvor beschrieben. Vielleicht willst Du nach dem ganzen Rummel um Deine Transition einfach nur Deine Ruhe und ein Leben, das ganz normal dahin driftet. Das Thema trans ist abgehakt. Du bist wahnsinnig genervt, wenn jemand einfach nur nett fragt, wie es Dir denn jetzt geht. Die Narbenpflege machst Du routiniert, das Medikament, das Du früher liebevoll „Testo“ nanntest, spritzt Du, ohne es noch zu registrieren. Und auch Dein Spiegelbild, das sich stark verändert hat, nimmst Du nicht mehr wahr. Die Kontakte zu den anderen Trans-Leuten hast Du ausschleichen lassen und Deine Freunde von früher triffst Du sowieso schon lange nicht mehr. Dass Du das gemeinsame Leben mit Deiner Familie auf ein notwendiges Minimum reduzierst, erübrigt sich zu erwähnen.
Ein Psychiater würde Dir auf den Kopf zusagen, dass Deine soziale Isolation eine tiefere Ursache hat. Und nein, es geht nicht darum, dass Dein Umfeld oder die Gesellschaft nicht tolerant genug gegenüber Trans-Menschen wären. Wahrscheinlicher ist, dass das Thema trans für Dich selbst noch überhaupt nicht abgehakt ist. Du hast alles, was mit Deiner Transition zu tun hat und mit den Entscheidungen, die Dich dahin geführt haben, in einer Schublade verschlossen und den Schlüssel weggeworfen. Nichts mehr fühlen müssen, das ist das, was Deine Seele will. Das Trauma abkapseln und tief unten verschütten. Das funktioniert nicht, würde der Psychiater jetzt sagen. Mit sich selbst nicht im Reinen zu sein, ist auf Dauer schwer auszuhalten.
Und in einem einzigen Satz: Wenn Du vor Dir selbst nicht offen und zuversichtlich zu Deiner Trans-Identität stehen kannst, wenn Du Deine sozialen Kontakte einschränkst und jeden, der Dich an Deine Transition erinnert, möglichst von Dir fernhältst, kann das bedeuten, dass Du unbewusst ziemlich mit Deiner Entscheidung haderst.
4. Du bist nicht glücklich mit Deinen körperlichen Veränderungen oder leidest unter den Folgen der medizinischen Eingriffe
Pubertätsblocker, ein starker Wirkstoff, der eigentlich in der Krebstherapie eingesetzt wird. Künstliche, gegengeschlechtliche Hormone, und Amputationen, die tiefe Narben in Deinem gesunden Körper hinterlassen haben. – Dein Spiegelbild hat sich radikal verändert, und vielleicht hast Du dich darüber gefreut, dass Dir das Erscheinungsbild eines jungen Mannes entgegen lächelte. Doch der Schein trog. Du bist nicht männlich und wirst es nie sein. Du hast Dich an eine Illusion geklammert. Und jetzt? Macht es noch einen Unterschied, ob Du es nicht wahrhaben wolltest oder wirklich nicht gewusst hast, dass die jahrelange Einnahme von Testosteron und operative Eingriffe nicht nur Dein Äußeres verändern, sondern Deinen ganzen Körper ins Chaos stürzen. Vielleicht bist Du gerade Mitte zwanzig und hangelst Dich von Arzttermin zu Arzttermin mit gesundheitlichen Beschwerden, die eigentlich sehr alte Leute betreffen, oder mit Problemen, die viele Ärzte schlicht überfordern. Welcher Arzt kennt sich schon mit den Nebenwirkungen jahrelanger Pubertätsblocker- und Testosteronverabreichung aus? Was dazu bekannt ist, haben wir in der Rubrik „Kann ich mein Geschlecht ändern?“ unter der Frage „Welche Nebenwirkungen hat Testosteron und welche langfristigen Gefahren drohen?“ zusammengefasst.
Es ist immer wieder dieselbe leidvolle Geschichte: Junge Menschen, die bereitwillig glaubten, die Therapie mit Pubertätsblockern und künstlichem Testosteron seien gut kontrollierbare Routinebehandlungen, stellen nach Jahren mit für ihr junges Alter ungewöhnlichen Beschwerden fest, dass sie Versuchskaninchen in einem medizinischen Niemandsland sind. So flott und easy wie die Transition in der Gender-Spezialklinik durchgeführt und die Testosteronkur in die Wege geleitet wurde, so mühsam gestaltet sich nun die Suche nach Fachärzten und Spezialisten, die noch helfen können. Neben der Erkenntnis, dass sich hinter der selbst getroffenen Entscheidung „ich bin trans“ eigentlich ganz andere Identitätskrisen und psychischen Probleme verbargen, sind es die Nebenwirkungen der Hormone und Operationen, die der Gruppe der Detransitioner starken Zulauf bescheren.
Fazit: Du kannst Dich als detrans bezeichnen, wenn Dir Dein Gesundheitszustand so langsam aber sicher die Entscheidung abnimmt, das „Testo“ wieder abzusetzen, oder wenn die künstlichen Hormone heftiger und vielfältiger in Deinem Körper wirken, als Du es erwartet hast, und Du damit nicht glücklich bist.
Wie sag ich es in meiner Schule und meinen Freunden, dass ich detrans bin?
Du bist detrans. Das steht für Dich fest, aber noch weiß niemand Bescheid. Und Du fragst Dich, wie Du es Deinen Freunden und in der Schule erzählen sollst, dass Du „schon wieder“ Deine Geschlechtsidentität geändert hast. Schließlich hattest Du mit Deinem Trans-Outing für viel Aufsehen gesorgt und einige Umstellungen und Änderungen notwendig gemacht. Und vor allem hast Du viel Unterstützung und Zuspruch erfahren, von Menschen, die Dir wichtig sind. Du hast gespürt, dass Deine Freunde Dir vor allem dadurch helfen wollten, dass sie aus Deinem neuen Leben als Trans-Junge keine große Nummer gemacht haben und Dich weiter ganz normal behandelt haben. Doch Dir ist klar, dass jeder von ihnen emotional viel investiert hat, um mit der Situation klarzukommen. Und jetzt willst Du alles wieder rückgängig machen. Wie soll man das bloß sagen, ohne vor Scham komplett im Boden zu versinken? Schwierige Frage! Es ist klar, ein kurzes Statement wie dieses hier wird nicht reichen:
„Ich möchte euch mitteilen, dass ich detransitioniert bin. Das bedeutet, dass ich meine Geschlechtsidentität geändert habe und jetzt in meinem ursprünglichen Geschlecht leben möchte.“
Schließlich lautete die Frage nicht, wie sage ich, dass ich trans bin. Sondern die Frage lautete, wie sage ich zum zweiten Mal, dass ich eine neue beziehungsweise wieder meine alte Identität habe und entsprechend wahrgenommen und behandelt werden möchte?! Beim Trans-Outing konntest Du Dich auf gewisse Spielregeln verlassen, dass Deine Entscheidung akzeptiert und Deine neue Identität unterstützt wird. Dein Detrans-Outing wird hingegen ein tatsächlich mutiger Schritt ins Ungewisse. Vielleicht sorgst Du Dich, wie die queere Szene an Deiner Schule reagieren wird?
Anstatt direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, solltest Du Dir zunächst noch einmal vor Augen führen, was für innere Kämpfe Du durchgestanden hast: Was waren die Gründe, die Dich in den Trans-Kult getrieben haben? Was für Ängste, Traumata und Krisen haben Dich seelisch so fertig gemacht, dass Du nur noch fliehen wolltest aus Deiner Identität und aus Deinem Körper? Warum hat eigentlich niemand gefragt, was wirklich mit Dir los ist? Warum hat sich niemand dafür interessiert, was hinter Deinem Trans-Outing stehen könnte? Wohin hätte Dich die blinde Trans-Unterstützung an Deiner Schule noch führen können? Und vor allem: Wie geht es Dir jetzt? Du hast erkannt, dass „trans“ keine Lösung für Deine Probleme ist, aber wie könnte eine Unterstützung aussehen, die Dir in Deiner Situation wirklich guttun würde?
Wenn Du über das alles gründlich nachgedacht hast, empfiehlt es sich, das, was Du vor Deiner Klasse und Deinen Freunden sagen möchtest, in Ruhe aufzuschreiben. So könnte zum Beispiel ein Detrans-Outing aussehen, das es allen Beteiligten ermöglicht, ihr Gesicht zu wahren:
„Hallo, ich möchte euch etwas Wichtiges sagen. Aber vorher möchte ich euch einmal danke sagen. Ihr alle habt mich die letzten Wochen/Monate durch eine sehr schwere Zeit getragen. Ihr seid alle für mich da gewesen und ihr habt zu mir gehalten. Das hat mich wirklich berührt und ich habe erlebt, was für wundervolle Freunde ich habe. Viele von euch kennen mich schon richtig lange, und es ist bestimmt nicht leicht gewesen für euch, dass ich nicht mehr die Person sein wollte, die ihr schon so lange kanntet. Trotzdem hattet ihr meine Entscheidung sofort akzeptiert und versucht, alles so normal weiterlaufen zu lassen wie möglich.
Ich weiß, ihr habt euch immer wieder gefragt, was wirklich mit mir los ist? Wie konnte es sein, dass ich plötzlich kein Mädchen mehr sein wollte? Obwohl ich früher nie ein Problem damit hatte, als – wie man so sagt – weiblich gelesen zu werden. Manchmal hab ich gespürt, dass ihr diese Fragen wieder heruntergeschluckt habt, vielleicht aus Angst, nicht als aufgeschlossen oder tolerant zu gelten. Ihr hättet euch keine Sorgen machen brauchen. In einer guten Freundschaft darf man doch alle Fragen stellen, wenn einem das Gegenüber wirklich wichtig ist. Mit echten Gefühlen und Fragen kann man ganz spontan herausplatzen, ganz egal was Außenstehende davon halten.
Wisst ihr, wofür ich euch jetzt mit etwas Abstand am dankbarsten bin? – Für die Fragen und die Sorgen, die ich in euren Gesichtern gesehen habe. Ihr habt tapfer gelächelt, mich in den Arm genommen und gesagt, alles wird gut, aber in euren Augen habe ich die Angst gesehen, die ihr um mich hattet. Wie würde es weitergehen mit mir, was würde ich als nächstes tun?
Ich bin euch dankbar, weil ihr recht hattet. Weil ihr mich in dieser heftigen Zeit vielleicht besser verstanden habt als ich mich selbst. Ihr habt es nicht direkt ausgesprochen, aber mir doch zu verstehen gegeben: Ja, ich war auf der Flucht vor mir selbst. Ich hatte und ich habe leider immer noch ziemliche Probleme, und werde demnächst eine Therapie beginnen. Es hat aber alles nicht so sehr damit zu tun, dass ich ein Mädchen bin, sondern es geht um andere Sachen, die mich vermutlich schon länger fertig machen. Ich muss mich erst noch sortieren und ich will auch hier jetzt nicht so viel sagen, aber wer Fragen hat, darf sie ruhigstellen.
Also, ich bin nicht trans! Ich bin und bleibe eure xyz! Und noch etwas: Als ihr mich in den Arm genommen habt, und gesagt habt, es wird alles gut – Ich bin mir sicher, auch da werdet ihr Recht behalten!“
Wie versöhne ich mich mit meinen Eltern?
Die gute Nachricht vorweg: Egal, wie weit Deine Transition fortgeschritten ist, Deine Eltern werden erleichtert sein, dass Du Deine Trans-Phase abgeschlossen hast oder hinter Dir lassen willst. Im Gegensatz zum trans-affirmativen Umfeld an Deiner Schule und in Deinen Freundeskreisen, musst Du Dir bei Deinen Eltern keine Sorgen machen, auf Vorbehalte oder Unverständnis zu stoßen. Sie werden froh sein, dass Du erkannt hast, wie falsch dieser Weg war. Sie werden es vermeiden, Dir Vorwürfe zu machen. „Warum hast du nicht auf uns gehört?“ oder „Wie konntest du dir das nur antun?“ sind Fragen, die Deine Eltern Dir nicht stellen werden. Doch dies sind genau die Fragen, die sie nächtelang nicht schlafen ließen. Das solltest Du Dir klar machen, wenn Du mit Deinen Eltern sprichst und falls Du sie um Entschuldigung bitten möchtest.
Sicher hast Du Dir schon einige Gedanken gemacht, wie Du das Gespräch mit Deinen Eltern beginnen könntest. Eine Idee: Bestimmt haben sie Dir in den vergangenen Monaten immer mal wieder vorgeschlagen, etwas zusammen zu unternehmen? Sie haben nach Gelegenheiten gesucht, Dich für eine kurze Zeit aus dem Einfluss der Trans-Szene zu holen und mit Dir in ein Gespräch zu kommen. Darauf kannst Du jetzt zurückkommen. Egal ob es ein Spaziergang vor der Haustür ist, ein gemeinsames Essen oder ein Wochenendausflug – was in Eurer Familie gute Tradition ist, ist genau der richtige Rahmen, um Deinen Eltern alles in Ruhe erklären zu können.
Natürlich solltest Du Dir vorher überlegen, wie belastend Deine Trans-Phase für Deine Familie gewesen ist, nicht nur für Deine Eltern, sondern auch für Deine Geschwister und andere Verwandte. Versuche einmal nachzuvollziehen, wie sie sich alle gefühlt haben müssen, dass Du Dich als Person, als Mädchen so extrem abgelehnt hast. Besonders Deine Eltern werden sich selbst die Schuld gegeben und sich entsetzliche Vorwürfe gemacht haben.
Vielleicht zurecht, denkst Du Dir jetzt? Welche innerfamiliären Konflikte könnten einen Anteil an Deiner Selbstablehnung, an Deiner Wut auf Deinen Körper haben? Wie war in Deinem Leben die Beziehung zu Deinen Eltern? Wie war die Beziehung zwischen Deinen Eltern? Oder warum haben sie so lange nicht mitbekommen, wie schlecht es Dir ging, in der Schule und unter Gleichaltrigen, oder mit Deiner pubertären Entwicklung?
Es kann sein, dass Dir auf einmal diese und unzählige andere Fragen durch den Kopf schießen, wenn Du erst einmal damit begonnen hast, Dich auf ein Gespräch mit Deinen Eltern vorzubereiten. Da kann es sinnvoll sein, sich ein paar Stichpunkte zu machen oder einfach die Gedanken runter zuschreiben, so wie sie auftauchen. Das heißt nicht, dass Du zur anstehenden Wanderung mit Deinen Eltern einen ellenlangen Brief mitnehmen musst, den Du dann unterm Gipfelkreuz vorträgst. Aber für manche Menschen ist es eine große Hilfe, wenn sich vorher ein wenig gesammelt haben. Oder Du bist ein Typ, der die richtigen Worte findet, sobald er ehrlich über seine Gefühle redet. Und darum soll es schließlich gehen. Das Ziel ist keine Generalabrechnung mit Deiner Familie oder eine ausführliche Schuldzuweisung. Sondern Du willst Deinen Eltern erklären, was für Erfahrungen und Krisen Dich in diese Situation gebracht hatten, und welche Beweggründe und Erkenntnisse Dich wieder umkehren ließen. Vielleicht hast Du am Ende sogar den Mut, anstatt Vorwürfe zu äußern, Dich selbst bei Deinen Eltern aufrichtig zu entschuldigen: Für Dein Verhalten, für die verletzenden Worte, die Du ihnen möglicherweise an den Kopf geknallt hast, und besonders für das missbrauchte Vertrauen, wenn Du hinter ihrem Rücken gewisse Schritte gegangen bist, und ohne darüber zu reden, fatale Entscheidungen getroffen hast. Wenn Du das schaffst, solltest Du auf alle Fälle eines nicht vergessen – genügend Taschentücher!
Wie auch immer dieser Tag aussehen wird, es wird bestimmt eine Erleichterung sein, wenn Du die größten Brocken zwischen Deinen Eltern und Dir aus dem Weg geräumt hast. Die Familie ist oft der einzige Ort, wo man sich wirklich emotional fallen lassen kann. Deine Eltern und Dein Zuhause sind jetzt genau der sichere Rückzugsraum, den Du nach Deinem Detrans-Outing brauchst.
PS: Wenn die Aussprache mit Deiner Familie nicht so harmonisch und einfach verläuft, wie beschrieben, könntest nur Du oder Du zusammen mit Deinen Eltern eine Familientherapie in Betracht ziehen.
Was kann ich alles rückgängig machen, und was passiert, wenn ich Testosteron absetze?
Kann ich das Testosteron einfach absetzen? Was passiert dann? Wird alles, wie vorher? Wachsen vielleicht meine Brüste wieder ein bisschen? Kann ich noch Kinder bekommen? Bleibt meine Stimme tief? Bekomme ich wieder volleres Haar und reinere Haut? Bleibt nun ein erhöhtes Risiko, an Krebs oder anderen Krankheiten zu erkranken? …
Wenn Du Dich erst einmal dazu durchgerungen hast, Deine Transition zu stoppen, kann es Dir vielleicht auf einmal gar nicht schnell genug gehen, so viel wie irgend möglich rückgängig zu machen. Und tausend Fragen stürmen auf Dich ein, und vermutlich auch einige neue Sorgen. Weil Du immer mehr realisierst, dass die Dauerbehandlung mit Pubertätsblockern und Testosteron Deinen Organismus viel stärker verändert und beeinträchtigt, als Du zunächst wahrhaben wolltest.
Vorab haben wir folgende wichtige Hinweise:
Erst zum Arzt: Wende Dich so schnell wie möglich an Deinen Hausarzt und einen Facharzt für Endokrinologie. Am besten rufst Du mehrere Endokrinologen an, da es bei Fachärzten oft zu langen Wartezeiten kommen kann. Es kann auch nicht schaden, eine zweite medizinische Meinung einzubeziehen. Zunächst ist es aber wichtig, dass Du schnell einen Termin bekommst. Bestimmt kann Dein Hausarzt Dich dabei unterstützen! Versuche den Termin beim Endokrinologen am besten sofort zu vereinbaren, und warte nicht auf die Überweisung vom Hausarzt, denn auch bis zum Termin beim Hausarzt können einige Tage vergehen.
Testosteron nicht selbstständig absetzen: Wenn Du bereits längere Zeit Testosteron nimmst, kann es sein, dass Dein Körper nach dem Absetzen von Testosteron nicht mehr dazu in der Lage ist, eigene Geschlechtshormone zu produzieren. In diesem Fall solltest Du den Prozess der Detransition nicht allein, sondern unbedingt mit ärztlicher Begleitung beginnen.
Vieles hängt von der Dauer der Medikation ab: Wenn Du das „Testo“ absetzt, macht es hinsichtlich des „rückgängig-Machens“ einen großen Unterschied, ob Du erst drei Monate oder schon drei Jahre Testosteron nimmst. Hinzu kommt, dass jeder Körper anders reagiert. Wie Dein konkreter Fall zu beurteilen ist, kann Dir nur ein Arzt sagen. Eine Unfruchtbarkeit ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn Du erst Pubertätsblocker und anschließend längere Zeit Testosteron bekommen hast.
Es gibt kaum Forschung: Dass Mädchen und junge Frauen über längere Zeiträume Testosteron nehmen und zuvor vielleicht schon mit Pubertätsblockern behandelt worden sind, ist für die Medizin ein neues Phänomen. Oft hört man, dass Detransitioner in ein medizinisches Niemandsland fallen. Das stimmt leider. Fachärzte für Endokrinologie fangen gerade erst an, Erfahrungen mit Female to male-Detransitionern zu sammeln. Es gibt keine Grundlagenforschung zu den Folgen einer medizinischen Detransition. Daher sind viele Aussagen zur Rückentwicklung des vermännlichten Körpers (Refeminisierung), zur Fruchtbarkeit (Fertilität), und zu den gesundheitlichen Perspektiven nach einer Detransition meist recht vage gehalten.
Was ist wahrscheinlich zu erwarten, wenn ich Testosteron absetze?
Diese Frage haben sich schon viele Detransitioner gestellt. Eine von ihnen heißt Nele. Zusammen mit ihrer belgischen Freundin Elie hat Nele die Broschüre „Gender Detransition. Auf dem Weg zur Selbstakzeptanz“ veröffentlicht, in der sie ihre Geschichten und auch die Erfahrungen von vielen anderen Detransitionern vorstellen. Zur „medizinischen Detransition“ schreiben sie vorab:
Die meisten Detrans Personen wissen nicht wirklich was sie erwartet, wenn sie ihre medizinische Transition beenden. Da es insgesamt einen Mangel an Forschung über medizinische Detransition gibt, ist es sehr schwierig, entsprechende Informationen von medizinischen Fachkräften zu finden.
Wir haben Detrans Personen gebeten, uns von ihren Erfahrungen mit dem Absetzen von Hormonen oder der Änderung ihrer Behandlungart zu berichten. Im Folgenden sind die Informationen, die wir gesammelt haben. Es ist wichtig, zu bedenken, dass es sehr viele verschiedene Arten gibt, wie Körper reagieren. Daher sollte keine der folgenden Aussagen verallgemeinert werden.
Im Falle von gesundheitlichen Bedenken oder Zweifeln, empfehlen wir dringend, einen Arzt zu konsultieren.
Nele und Elie haben viele Berichte von Detrans-Frauen gesammelt. Manche haben „nur“ ihre Testosterontherapie abgebrochen, andere mussten fortan das weibliche Sexualhormon Östrogen einnehmen, da ihre Gebärmutter entfernt worden war (Hysterektomie). Das sind laut Neles Broschüre die häufigsten körperlichen Veränderungen:
- Umverteilung des Körperfetts und Refeminisierung des Gesichts
- Geringeres Wachstum von Körperbehaarung (obwohl oft mehr Behaarung als vor der hormonalen Behandlung zurückbleibt)
- Brustwachstum für diejenigen, die sich keiner Mastektomie unterzogen hatten
- Für diejenigen, die sich einer Mastektomie unterzogen haben scheint je nach verbleibendem Brustgewebe ein geringes Wachstum möglich zu sein. Änderungen treten auch häufig aufgrund der Fettumverteilung in diesem Bereich auf
- Abnahme der Muskelmasse
- Nachwachsen des Haaransatzes (nicht immer zurück zur Ausgangssituation, je nachdem wie viel Haarausfall es gab)
- Weniger/verlangsamter Bartwuchs
- Die Stimme kann ein wenig höher/weicher werden
- Einige Wochen bis zu Monaten nach Beendigung der hormonalen Behandlung kommt die Menstruation zurück
Außerdem berichteten einige der jungen Frauen auch von Veränderungen wie glatterer Haut, weniger Akne, einer weicheren Klitoris, geringerem Sexualtrieb, Veränderung des Körpergeruchs und Gewichtsverlust. Manchmal besserten sich nach Absetzen der Hormone auch die Gesundheitsprobleme, die durch die Testosteronbehandlung verursacht worden waren. Zum Beispiel: Vaginalatrophie oder starke Trockenheit, starke Unterleibsschmerzen, Bluthochdruck, Nieren- und Leberprobleme, Harninkontinenz und ähnliche Beschwerden. Bei einigen Detrans-Patienten konnten diese Probleme jedoch nie vollständig genesen, warnt die Broschüre.
Pubertätsblocker und vergleichbare Hormonblocker haben bei längerer Einnahme zu Problemen mit dem Knochenwachstum wie etwa einer geringeren Knochendichte geführt, müssen einige Detransitioner rückblickend feststellen. Falls Du Dich genauer über die Risiken der hormonellen Pubertätsblockade informieren willst, lies bitte unter der Rubrik „Kann ich mein Geschlecht ändern?“ die Antwort zur Frage: „Sind Pubertätsblocker ungefährlich und geht die Pubertät nach dem Absetzen der Blocker normal weiter?“
Die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) hat zur Folge, dass das körpereigene Sexualhormon Östrogen nicht mehr produziert werden kann. Einige Detrans Personen berichteten Nele und Elie, dass sie Jahre brauchten, um eine auf ihre Situation abgestimmte Hormonersatztherapie zu erhalten. Bis die endokrinologische Behandlung richtig eingestellt war, sei es zu „gesundheitliche(n) Probleme(n) (wie Nesselsucht und Schilddrüsenunterfunktionen)“ gekommen.
Über die „emotionalen Veränderungen nach Abbruch der Hormonbehandlung“ schreiben Nele und Elie: Viele hatten das Gefühl, dass ihr Körper Zeit brauchte, um sich wieder anzupassen und litten einige Wochen lang an verminderter Energie und schlechter psychischer Verfassung. Für manche wurde die Fähigkeit zu weinen wiederhergestellt und sie waren in der Lage, ein breiteres Spektrum an Emotionen zu fühlen, nachdem sie die Einnahme von Testosteron abgebrochen hatten.
Nele ist mit ihrer eigenen Geschichte und vor allem mit ihrer Aufklärungsarbeit rund um die Themen Trans und Detrans inzwischen sehr bekannt geworden. Auf ihrer Seite „Post Trans“ findest Du noch viele weitere Erfahrungsberichte aus der Detrans-Community. Wenn Du Dich für Neles Geschichte interessierst, empfehlen wir Dir besonders die TV-Doku „Detrans – wenn die Trans-OP nicht glücklich macht“.
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