Studie: Detransitioner fallen in ein soziales Niemandsland
Niemandsland

Mit welchen Herausforderungen kämpfen Detransitioner? Eine aktuelle Studie hat untersucht, wie sehr junge Menschen, die nach ihrer Transition die medizinischen Eingriffe und körperlichen Veränderungen bereuen und rückgängig machen wollen, unter Stigmatisierung und Diskriminierung leiden.

Bei der Studie, die kürzlich im International Journal of Clinical and Health Psychology publiziert wurde, handelt es sich um eine Meta-Analyse von 15 Studien. Insgesamt liegen die Daten von 2.689 Personen zugrunde, die nach einer Transgender-Behandlung wieder in ihr eigentliches Geschlecht zurückwollten. Mehrheitlich handelt es sich um Frauen, die nach einer Vermännlichung detransitionierten.

Betroffene leiden unter Detransphobie

Die Betroffenen kämpfen mit komplexen Gefühlen wie Trauer und Schuld. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, leiden sie außerdem daran, dass sie mit ihrer Geschichte komplett aus dem gesellschaftlichen Rahmen fallen. Während Transitioner nach ihrem Trans-Outing auf breite soziale Unterstützung und sogar auf Zuspruch und Bewunderung aus der queeren Gemeinschaft bauen können, fallen Detransitioner oft in ein soziales Niemandsland. Nicht selten erleben Detransitioner den Ausschluss und sogar Anfeindungen aus ihrer „queeren Familie“.

Der Studie zufolge sei die Rückkehr ins eigene Geschlecht oft nicht nur mit einem Mangel an sozialer Unterstützung verbunden. Sondern auch hinsichtlich der medizinischen und therapeutischen Betreuung, fehle professionelles Wissen rund um die gesundheitlichen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, mit denen Detransitioner konfrontiert seien. Welcher Endokrinologe weiß schon, wie man eine junge Frau behandeln soll, die nach jahrelanger Therapie mit künstlichen Hormonen unbekannte oder für ihr Alter unübliche Beschwerden entwickelt hat? Welcher Psychotherapeut hat sich jemals mit den Identitätsproblemen von Patienten befasst, deren Körper durch künstliche Hormone und Operationen so entstellt ist, das sie optisch aus den Geschlechterkategorien herausfallen?

Hinter Transitionswünschen stehen meist psychische Probleme

Für die direkt Betroffenen und ihr soziales und medizinischen Umfeld ist es eine neue Situation ohne Erfahrungsgrundlage. So gaben 53,3 Prozent der Betroffenen an, dass sie wegen ihrer Detransition sozialen Druck, mangelnde Unterstützung oder Diskriminierung erfahren hätten. Bereits vor der Transition hätten jedoch viele Betroffene sozialen Druck erlebt, womöglich durch ein allzu affirmatives Umfeld. 46,7 Prozent hätten auf Druck von Freunden, Familie, Partner oder Fachleuten eine Transgender-Behandlung vorgenommen, heißt es in der Studie, die auch die Umstände, die zur Transition geführt haben, in den Blick nimmt.

Das „Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik“ hat die Ergebnisse folgendermaßen zusammengefasst:

Geschlechtsdysphorie und Transitionswünsche standen bei 53 Prozent im Zusammenhang mit psychologischen Problemen und negativen Erfahrungen vor ihrer Transition. 33,3 Prozent meinten, dass ihre Probleme und Gefühle als Zeichen von Geschlechtsdysphorie oder Transidentität von Ärzten und Therapeuten missinterpretiert wurden. 26,7 Prozent hätten sich stattdessen jemand gewünscht, der ihnen geholfen hätte, ihre Beweggründe zu klären und ihnen Alternativen zur Transition angeboten hätte. Die Transition halten sie im Rückblick nicht für die beste Entscheidung. Demgegenüber stehen 20 Prozent ihrer Geschichte positiv gegenüber und sind zufrieden, dass es die Möglichkeit zu ihren körperlichen Veränderungen gegeben hat.